Читать книгу Schritt für Schritt – Unterwegs am South West Coast Path онлайн
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Nach der Stärkung machen wir uns auf, um die letzte Erhebung zu erobern. Der Turboboost hält aber leider nicht lange und oben angekommen sind wir ziemlich erledigt. Zwar sind wir nun dem dichten Wald entkommen und haben einen großartigen Blick über die Klippen des Exmoor Nationalparks, aber richtig genießen können wir es nicht. Ein deutsches Pärchen überholt uns, doch mehr als Grüßen ist im Moment nicht möglich. Während wir uns langsam weiterschleppen, machen die beiden, die noch verhältnismäßig entspannt aussehen, eine Gipfelrast. Von weitem können wir erstmals unser heutiges Etappenziel sehen und realisieren, dass wir völlig unbemerkt die Grafschaft Somerset hinter uns gelassen haben und nun bereits in North Devon, einem Distrikt der Grafschaft Devon, angekommen sind. Hier werden wir uns etwas mehr als eine Woche aufhalten und wenn das so weitergeht wie heute, dann werden das irrsinnig anstrengende sieben Tage werden.
Trail Magic, kleine Wunder am Weg … … es geht auch einfach.
Der Weg schlängelt sich nun in Serpentinen in Richtung Meeresspiegel und zieht sich unendlich. Ein kleiner Flying Fox vom Gipfel direkt in die Stadt würde diese letzten Kilometer weniger anstrengend machen. Da ich allerdings unter Höhenangst leide, bin ich mir gar nicht sicher, ob ich diese Chance ergreifen würde; vielleicht wäre doch eine Seilbahn die bessere Alternative. Aber da weder das eine noch das andere gerade jetzt verfügbar ist, quälen wir uns Richtung Stadt. Schritte von hinten signalisieren, dass weitere Wanderer im Anmarsch sind. Es ist das deutsche Pärchen, dem offensichtlich auffällt, dass ich am Ende meiner Kräfte bin, und das sich wohl dazu genötigt fühlt, mich zu motivieren und mir gut zuzureden. Ich versuche so etwas wie ein kleines Lächeln hervorzupressen, bezweifle aber, dass ich damit sehr erfolgreich bin. Schließlich laufen wir gemeinsam über eine Fußgängerbrücke in Richtung Strandpromenade. Dort gönne ich meinem geschundenen Körper eine Rast auf der ersten Bank, die wir finden. Peter geht zurück zu einem kleinen Kiosk und kauft Wasser. 40 Pence pro Flasche sind ein Geschenk und es wird auch das günstigste Wasser bleiben, das wir hier trinken werden. Als er zurückkommt, schmeißt er sich neben mich auf die Bank und meint: „Ist dir klar, dass wir diesen Scheiß noch 57 Mal machen müssen? Was haben wir uns bloß gedacht?“ Meine Versuche, das Ganze irgendwie schönzureden, finden keinen fruchtbaren Boden, was wohl daran liegen mag, dass die gleiche Frage schon den ganzen Tag über in meinen eigenen Gedanken herumkreist. Ich wusste schon irgendwie, dass es hart werden würde, aber so hart?