Читать книгу Vom Glück der frühen Jahre. Erzählung einer Kindheit in den fünfziger Jahren, Geschichten aus einer glücklichen Kindheit, Kultur und Gesellschaft in den fünfziger Jahren, Zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder онлайн
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Für die Generation meiner Eltern war es auch keinesfalls üblich, über so ‚heikle‘ Themen wie Schwangerschaft und Geburt zu sprechen. Das machte man eben nicht, das war nicht schicklich. Da wurde aus Peinlichkeit und Scham, wenn überhaupt, nur knapp das Wesentliche erzählt. Alles andere blieb im Ungewissen.
Ich soll, so kam später dann doch heraus, in den ersten Wochen noch so schwach gewesen sein, dass man mich nicht in einer Kirche hätte taufen können. Was macht man also, wenn der Täufling nicht zur Kirche kommen kann, dann kommt halt die Kirche zum Täufling. Meine Eltern konnten es mit dem Pfarrer dann so vereinbaren, dass dieser mich einfach in unserer Wohnung taufte. Das klang für mich schon besonders und ein wenig spannend.
Außerdem muss ich als Säugling noch ernstlich krank gewesen sein. Was mir über meine ersten Lebensmonate berichtet wurde, betraf eine Erkrankung, die wahrscheinlich schon während der Schwangerschaft entstanden sein musste. Ich hatte bei meiner Geburt, und davon hatte man mir auch erst einmal nichts erzählt, ein schwach ausgebildetes, wohl nicht ganz ausgewachsenes Bauchfell. Das klingt erst zunächst recht harmlos, war es aber wirklich nicht. Ich hatte einen Leistenbruch. Obwohl ein einseitiger Bruch schon ausgereicht hätte, hatte ich natürlich einen doppelten, in der linken und der rechten Leiste.