Читать книгу Tatort Alpen. Sammelband Alpen-Krimis онлайн
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Erst gegen 11 Uhr wurde er ein bisschen müde und wäre eingenickt, wenn er sich nicht zerstreut hätte. Er besuchte eine Video-Seite im Internet, schaute sich eine Heavy-Metal-Band an, die ihm in der Früh im Feuilleton seiner Zeitung anlässlich ihrer neuen Platte empfohlen worden war und stolperte dabei auf ein paar Jungs, die sich selbst mit dem Handy gefilmt hatten, wie sie sich Zigaretten auf dem Arm ausdrücken zur Musik eben jener Band. Das sah ziemlich brutal aus. Birne zwang sich hinzuschauen. Denen war es gelungen, ohne viel Aufwand einen Ekel in Birne zu erzeugen. Im Prinzip war er gegen so was, irgendwie reizte es ihn aber auch, weil es ihn immer reizte, wenn jemand in der Lage war, etwas in ihm auszulösen. Von den Machern dieses Videos gab es noch andere, auf denen zum Beispiel zu sehen war, wie sie sich aus zwei Metern Höhe in eine Hecke stürzten und auch gegenseitig warfen. Dann Nahaufnahmen der Kratzwunden, ganz nah dran und wirklich böse. Die stellten Jackass nach, jene MTV-Sendung, in der sich professionelle Stuntmen die übelsten Sachen antaten. Gut inszeniert, fand Birne, so gut, dass die Deppen hier meinten, es sei echt und sich wirklich Schmerzen zufügten. Birne schnaufte einmal vor seinem nächsten Gedanken und schaute sich dann den Clip noch mal an, sehr genau: Was wäre, wenn das auch nur inszeniert war? Dann hätten sie ihn ebenfalls erwischt. Er hatte das geglaubt. Man konnte es nicht erkennen. Es sah echt aus. Es war ein pixliger Video-Clip. Birne fand es schlimm beim Anschauen, aber nur unter der Bedingung, dass es echt war. Aber ob es echt war, konnte er nicht wissen. Die Zeit hier vor dem Computer verging. Zeit, die vor dem Computer vergeht, ist eigenartig verlorene Zeit, diese Zeit verloren die Menschen vor 1000 Jahren nicht. Die starben zwar im Schnitt früher, hatten aber im Vergleich mehr erlebt.