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Es war ihm schon während der OMON Aktion aufgefallen: Das Haus wirkte von außen unbewohnt. Im Dvor sprang ihm als erstes der überdimensionierte, schwarze Teufel an der roten Fassade ins Auge. Er stand zweifellos im Hof, den Jelena gezeichnet hatte. Es herrschte Totenstille. Nichts bewegte sich, nicht einmal die vertrockneten Blätter des Strauchs neben den Trümmern des Tors. Er betrat das Haus durch die einzige Tür zum Hof, die nicht mit Brettern verbarrikadiert war. Es roch nach Kohlsuppe und Urin – und Kindern. Er konnte sich den Eindruck nicht erklären, aber es roch definitiv nach Kindern. Vielleicht erinnerte ihn der Geruch ans Schulhaus seiner eigenen Kindheit. Offenbar war nur der von der Straße abgewandte Seitenflügel des Hauses bewohnt gewesen und da nur das Erdgeschoss mit den vergitterten Fenstern und einige Zimmer im ersten Stock. Bauschutt und Bretter versperrten die Zugänge zum Rest des Hauses.

Niemand befand sich im Erdgeschoss, soweit er im spärlichen Tageslicht, das durch die kleinen Fenster und offenen Türen in den Flur schimmerte, erkennen konnte. Eine Blitzsuche bestätigte den Eindruck. Oben an der Treppe brannte Licht. Die Pistole schussbereit in der Rechten, stieg er auf Zehenspitzen die Treppe hinauf. Das Holz knarrte trotzdem unter seinem Gewicht. Auf den ersten Blick gab es auch im oberen Stock keine Anzeichen von Bewohnern, aber der Lichtschein aus dem Zimmer am Ende des Gangs jagte seinen Puls augenblicklich in die Höhe. Die Tür stand halb offen. Er versetzte ihr einen Tritt, damit er das ganze Zimmer überblicken konnte. Niemand zu Hause. Die Waffe glitt ins Halfter zurück. Es sah aus, als hätten die Bewohner in aller Eile Regale, Schränke und Schubladen geleert, bevor sie in Panik flüchteten. So sollte es zumindest aussehen, allein, der große Fleck frischen Blutes auf dem Teppich vor dem Fernseher und die zwei Einschusslöcher, die er auf Anhieb entdeckte, erzählten eine andere Geschichte. Leise fluchend zog er das Handy aus der Tasche, um die Kollegen von der Kriminaltechnik zu rufen. Er glaubte, einigermaßen sicher beurteilen zu können, dass hier kein Kind geschlachtet worden war. Zu viel Blut war geflossen. Wozu immer dieses Zimmer mit den leeren Regalen, dem fleckigen Sofa, den vier Stühlen und dem großen Flachbildschirm gedient hatte, es war ein Zimmer für Erwachsene gewesen. Diese Erkenntnis beruhigte seinen Puls einigermaßen. Außer den offensichtlichen Spuren würden die Kollegen vermutlich nicht viel mehr finden, denn das Räumungskommando hatte gründliche Arbeit geleistet in der kurzen Zeit. Sogar die DVD im Abspielgerät hatten sie nicht vergessen.

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