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Mit zusammengekniffenen Augen hörte er sich an, was die Zentrale ihm zu melden hatte. »Kent? Was geht uns das an?«, unterbrach er unwirsch. Sie hatten wahrlich genug eigene Probleme und keine Zeit und Ressourcen, die Aufgaben der lokalen Polizei auch noch zu übernehmen. Überdies begannen sich seine Männer bereits zu langweilen. Das mochte er am allerwenigsten. »Wann sagten Sie? Heute Mittag?« Es war fünf Uhr abends. Die Spur, wenn es denn eine gab, dürfte längst kalt sein. »Hören Sie, ich bin mitten in einer Besprechung. Ich rufe …«
Der Rest blieb ihm im Halse stecken, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür und Chief Whitney trat mit strahlender Miene ein. Hinter ihm tauchte ein strohblonder Haarschopf auf. Er gehörte einer jungen Frau, deren Ausstrahlung den kühlen Raum erwärmte wie ein laues Frühlingslüftchen. Wären plötzlich Maiglöckchen aus seinem Hörer gewachsen, der DCI hätte sich überhaupt nicht gewundert. Seine Männer saßen kerzengerade am Tisch wie brave Primaner, bereit aufzuspringen und die Lady im Chor zu begrüßen, so schien es. Dabei war die unerwartete Erscheinung eher klein. Sie trug weder extravagante Kleider noch schwindelerregende Schuhe. Jeans, weißes T-Shirt, hellbraune Lederjacke, bequeme Schnürschuhe, das war’s. Ihr Gesicht aber mit den blau schimmernden, neugierigen Augen, der angedeuteten Stupsnase, den weichen Lippen und der dicke, goldene Zopf zogen sofort alle Blicke magisch auf sich. Auch Rutherford vermochte sich dem Bann nicht sogleich zu entziehen. Ganz sanft legte er den Hörer auf die Gabel zurück, als dürfte kein Geräusch die Weihe des Augenblicks stören.