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»Bleiben wir mal bei der Krümmung. Sie wird ja auch als Ostkrümmung bezeichnet, so haben wir sie bei der Arbeit auch immer genannt, mittlerweile steht das auch in den Plänen. So kommen irgendwelche Landschaftsobjekte zu ihrem Namen. Hier wurde die Arbeit auf einmal, mir nichts, dir nichts, für drei Tage unterbrochen, und das, obwohl wir ohnehin nicht im Zeitplan waren. Du erinnerst dich sicher an die Presseberichte, in denen schon gemutmaßt worden war, dass der Deich bis zum Herbst gar nicht fertig werden würde und dass der Polder gefährdet wäre, weil die viel zu schnell den alten Deich um die Hälfte abgetragen hätten, um das Material im neuen zu verbauen.«

»Ja, daran erinnere ich mich gut, mir kam das ungeheuerlich vor, schließlich bauten die ja keinen Wall um einen Kindergarten oder so. Die waren eine Zeit lang recht lahm, ich habe mich damals gewundert. Der Deich bedeutet den Leuten hier viel, aber das brauche ich dir nicht zu erzählen. Es hat ja zum Glück noch alles geklappt.«

»Von wegen geklappt!« Wiards Kopf wurde langsam rosafarben, das war immer so, wenn er sich erregte. »Vordergründig hat’s geklappt, oder sagen wir mal für die Öffentlichkeit. Zunächst haben die Medien ordentlich kritisiert, von wegen schlechtes Management und so, und dann haben sie sich schnell mal eben um 180 Grad gewendet – plötzlich lief alles bestens. Und mittlerweile habe ich das Ganze verstanden, hab’s kapiert. Ich dachte ja auch, dass es geklappt hat mit unserem Deich. Nach besagten drei Tagen, in denen wir mal hier, mal da gearbeitet hatten, aber ohne Kontinuität und immer unter dem Eindruck, dass die Bauleitung eigentlich gerade nicht wusste, was sie mit uns anfangen sollte … wir waren ein Trupp von so 15, 20 Leuten …, also nach den drei Tagen ging es plötzlich mit Riesendruck weiter. Sie versprachen uns gutes Geld für Überstunden, und – das habe ich damals überhaupt nicht recht begriffen, es war mir aber auch egal, ich brauchte das Geld dringend – sie ordneten an, dass jegliche Äußerungen über den Deichbau gegenüber Dritten, insbesondere der Presse, von nun an nur noch durch die Bauleitung vorgenommen werden dürfen und wir, bitte schön, eventuell auftauchende Presseleute oder wen auch immer ohne weitere Erläuterungen an die Bauleitung verweisen sollten. Die haben das mit unsachgemäßer Berichterstattung während der kurzzeitigen Einstellung der Arbeiten begründet, in der das Unternehmen schlecht weggekommen war. Aber das ist durch persönlichen Einsatz des Ministerpräsidenten noch mal aufgefangen worden, und dann ging’s eben weiter. War durchaus einleuchtend, das Ganze, und wer will schon seinen Job riskieren, indem er sich der Bauleitung widersetzt? Hinter der Arbeitslosigkeit steckt auch System, aber das tut jetzt nichts zur Sache. So, wie ging das nun weiter? Wir bekamen wohl 100 Schilder ›Betreten der Baustelle verboten, Eltern haften für ihre Kinder‹ an den Deichfuß gelegt mit der Anweisung, diese schnellstens in regelmäßigen Abständen aufzustellen.«

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