Читать книгу Tatort Nordsee. Sammelband Nordsee-Krimis онлайн
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August hatte den Reifen ganz stiekum ersetzt.
»Dicker Hufeisennagel drin – nichts zu machen«, hatte er Henrike angelogen. Sie wusste zwar schon einiges, er wollte die Sache aber nicht auf seinen Hof kommen lassen, um zu verhindern, dass Henrike Panik bekam. Und doch musste er jetzt schleunigst etwas unternehmen. Wohin? Direkt zur Polizei? Der Reifen stand in der Scheune. Er würde ihn vielleicht erst Holger Janssen, dem Dorfpolizisten, zeigen müssen. Mal sehen, was der dazu meinte. Oder erst mit Wiard sprechen? Oder doch Henrike aufklären? Die würde glatt mitsamt der Kinder und Großeltern den Hof verlassen, bis geklärt war, wer hier nachts umging – das durfte doch nicht sein!
Was auch immer geschehen würde – er musste erst einmal mit Wiard sprechen, dem fiel immer etwas ein. Außerdem musste das Getreide aus den Silos raus, besser würde die Qualität mit dem Alter schließlich nicht (war ja kein schottischer Whisky, der hier lagerte). Mit neuem Reifen hatte er vor, nach Norden zu fahren, um dort bei der Raiffeisengenossenschaft seine Ladung abzuliefern und den Lohn für seine Erntearbeit einzustreichen. Kurze Zeit vergaß er den Ärger und die Furcht, die sich seiner bemächtigt hatten. Die Kabine war warm, der Sitz gut gefedert, die Elektronik in Ordnung und die Schalldämpfung erstaunlich. Es war ohne Weiteres möglich, in Ruhe Radio zu hören, stereo. Er liebte es, samstags nachmittags zu pflügen, da er dabei ungestört die Berichterstattung zur Fußball-Bundesliga hören konnte, von der Anfangsphase bis zur Schlusskonferenz. Und wenn dann noch der ›HSV‹ gewann … Konnte das Leben schöner sein? Aber da war er sich nicht einig mit Freerk, der stand auf ›Werder Bremen‹. Dann fielen ihm Wiards Fenster, der kaputt geschossene Reifen, der Deich und alles andere wieder ein, und seine Miene verfinsterte sich.