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Dominanz

Bei allen Aspekten des Selbstschutzes gehen wir davon aus, dass wir den Gegner dominieren müssen. Alle Fähigkeiten, die wir haben oder uns aneignen wollen, laufen am Ende darauf hinaus. Dominanz ist ein Begriff, der vieles in sich birgt: Schnelligkeit, Stärke, Können, Gewalt, immer aber in dem Sinne, es in größerem Maße als der Gegner zu besitzen oder in größerem Maße bereit zu sein, diese Fähigkeiten einzusetzen. Wie gut diese Eigenschaften entwickelt sind, ist gegenüber der Bereitschaft, sie einzusetzen, zweitrangig. Wir dürfen physisch schwächer als der Gegner sein, aber nicht von unserer mentalen Verfassung her. So bedeutet Dominanz in diesem Zusammenhang eher die Beherrschung der Situation als die eines einzelnen Menschen. Jeden Gegner werden wir kaum physisch dominieren können. Wohl aber können wir eine Situation zu unserem Vorteil gestalten. Die meisten Kämpfe sind eine Angelegenheit von Sekunden. Sie beginnen plötzlich und sind genauso schnell wieder vorbei.

Bei sportlichen Wettkämpfen ist das etwas anders. Hier muss man nach entsprechenden Regeln agieren, muss sich an sie anpassen. In einem sportlichen Wettkampf kann man versuchen, den Gegner zu dominieren. Aber in einem realen Kampf geht es um die Beherrschung der Situation, um das Vernichten oder das Vernichtetwerden. Hierfür braucht man weniger kampftechnische Finesse als Skrupellosigkeit. Der Wǔshù-Meister Chéng Jiànpíng hat die Angewohnheit, jeden, dem er begegnet, sei es auf der Straße, bei einer höflichen Vorstellung oder bei sonstigem Kennenlernen, zunächst in Gedanken zu vernichten.1 Es geht ihm dabei nicht nur um den Sieg über einen potentiellen Gegner, es geht ihm buchstäblich um dessen Zerstörung. Dabei ist Meister Chéng stets freundlich. Sein Gesicht spiegelt seine Gedanken nicht wider. Je nachdem, wie sich die Situation entwickelt, passt er auch seine innere Geisteshaltung an. Respektiert man ihn und ist freundlich, ist er es ebenfalls. Die Chinesen haben hierfür den folgenden Spruch: »Tut der Mensch mir nichts, tue ich ihm nichts. Tut er mir etwas, tue ich ihm Schlimmeres an.«2

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