Читать книгу Leere Hand. Vom Wesen des Budo-Karate онлайн
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Im Jahre 1969, als ich den 1. Kyū erhalten hatte, bekam ich die Gelegenheit, an einer Unterrichtseinheit bei Sensei Mabuni, der damals in Guatemala City lebte, teilzunehmen, was mir eine große Ehre war. Etwa 20 Schüler, die allesamt den 1. Kyū besaßen, nahmen daran teil. Wir alle hatten bereits jahrelang verschiedene Karatetechniken trainiert, aber Sensei Mabuni übte mit uns ausschließlich Atemtechniken. Nach zwei Stunden solcher Übungen waren von den 20 Teilnehmern nur ein Freund von mir und ich bereit weiterzumachen. Alle anderen verließen den Unterricht, da sie die Spannungen, die bei diesen Atemübungen auftraten, nicht aushielten. Als wir beide allein dastanden, sagte Sensei Mabuni zu uns: »Jetzt könnt ihr anfangen, Karatedō zu lernen.«
Sensei Mabuni blieb noch ein ganzes Jahr in der Hauptstadt. In jener Zeit legten wir Woche für Woche die 200 Kilometer von Quetzaltenango nach Guatemala City zurück, um Unterricht bei unserem Lehrer zu nehmen. 1974 bereiste Sensei Mabuni zum letzten Mal Guatemala. Zu jener Zeit trug ich den 2. Dan. Ich beschloß, mich auf den Weg zu machen, um meinen Sensei in seiner japanischen Heimat zu besuchen. Zunächst jedoch gelangte ich 1976 auf dem Weg dorthin nach Europa, und zwar nach Berlin. Dort ergab es sich, daß viele Interessierte bei mir Karate lernen wollten, so daß ich in Berlin blieb. Erst 1984 traf ich Sensei Mabuni zum ersten Mal nach langer Zeit wieder – auf Korsika. Sensei Nakahashi Hidetoshi, der in Frankreich lebt, hatte ihn eingeladen. Zunächst wurde dieser auch zu meinem Lehrer, bis Sensei Mabuni höchstpersönlich mich als seinen uchi deshi1 anerkannte. Seitdem widme ich mich der Vertiefung meines Wissens über das Shitō ryū unter der Leitung von Sensei Mabuni und unterstützt durch Sensei Nakahashi und Sensei Hatano. Durch Sensei Mabuni habe ich erfahren, was Budō-Karate ist. All die Jahre betonte er, daß Karate kein Sport, sondern eine Lebenskunst sei, die einem in jeder Lebenslage behilflich sein könne.