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Die zweite Regel des Dōjōkun: Es ist wichtig, den Weg der Aufrichtigkeit zu gehen.

In allem, was man tut, sollte Aufrichtigkeit zu finden sein. In erster Linie aber sollte man ehrlich zu sich selbst sein und sich selbst stets hinterfragen. Man belügt sich schneller, als man es für möglich halten möchte. Zu einem aufrechten Leben gehört ebenfalls, zu seinem Wort zu stehen und Verantwortung für die Folgen der eigenen Taten und des eigenen Verhaltens zu übernehmen. Wer aus Bequemlichkeit immer wieder die Meinung ändert, um Konflikten aus dem Weg zu gehen, hat auf den ersten Blick ein einfacheres Leben. Tatsächlich aber verweichlicht solch ein Verhalten den Charakter, denn gerade das konsequente Durchstehen unangenehmer Situationen stärkt die innere Kraft.

In den Kampfkünsten werden hohe Maßstäbe gesetzt, die nicht immer erreicht werden. Doch dieses Problem ist auch in anderen Wertesystemen zu finden. Sowohl Islam als auch Christentum verbieten z. B. das Töten, und dennoch wurden im Namen dieser Religionen unzählige Kriege geführt. Die USA, um nur ein Beispiel zu nennen, sind vorwiegend christlich geprägt. Dennoch führen sie bis zum heutigen Tag immer wieder Kriege, in denen unzählige Menschen getötet werden. Der einfache Soldat kennt die Menschen, die er tötet, nicht. Sie haben ihm persönlich nie etwas getan; sie sind ihm nie zuvor begegnet. Aber dennoch töten Soldaten. Dies geschieht auf Anweisung der Politik und steht in direktem Widerspruch zu dem Wertesystem, zu dem sich viele dieser Soldaten bekannt haben. Hier stellt sich die Frage, wem man denn eigentlich etwas schuldig ist? Soll man im Auftrag von Politikern, die kommen und gehen, Blut vergießen oder sich selbst und seinen Werten treu bleiben?

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