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Traditionell bittet man den Meister um Unterricht und verlangt ihn nicht. Ob der Meister dieser Bitte nachkommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, so z. B. vom Charakter des Anwärters.

Kam jemand zu einem Kampfkunstlehrer mit der Bitte um Unterricht, so schickte dieser den Anwärter erst einmal wieder weg. Meist erklärte der Meister ihm, er habe gerade keine Zeit, und er solle doch ein andermal wiederkommen. Damit stellte er die Geduld des Anwärters auf die Probe. Dieses Vorgehen konnte sich wochen- oder gar monatelang hinziehen. So wurde nicht nur die Geduld, sondern auch die Entschlossenheit getestet und gefördert. Entsprang der Wunsch Kampfkunst zu erlernen nur einer Laune, würde der Anwärter nach einigen Versuchen nicht mehr wiederkommen. Der Meister ist darüber für gewöhnlich nicht verärgert, im Gegenteil, er freut sich über die frühe Auslese. Viel ärgerlicher wäre es, wenn er über Jahre hinweg viel Zeit und Kraft in den Schüler investiert und dieser eines Tages die Ausbildung abgebrochen hätte. Blieb der Anwärter jedoch hartnäckig und kehrte immer wieder zurück, so nahm ihn der Meister zumeist als seinen Schüler an. Dies gilt in traditionellen Schulen bis zum heutigen Tag. Eine Empfehlung durch eine angesehene Persönlichkeit oder ein hoher gesellschaftlicher Rang ersparten zwar nicht die Prüfung der Geduld, aber sie erhöhten die Chancen, letztlich vom Lehrer angenommen zu werden.

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