Главная » Ein deutsches Kriegsschiff in der Südsee: Die Reise der Kreuzerkorvette Ariadne in den Jahren 1877-1881 (Bartholomäus von Werner) (Literarische Gedanken Edition) читать онлайн | страница 144

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So steuert das Schiff, ein Bild innern Friedens, dem jetzt schon deutlich sichtbaren Lande zu. Da plötzlich ertönt hinten von der Außenseite des Schiffes her der Ruf: „Hai achterraus!“ Das Schiff ist sofort ein anderes. Das Commando des wachthabenden Offiziers: „Alle Mann innenbords!“ gibt dem Ersten Offizier einen Stich ins Herz, da er nun keine besonderen Vorbereitungen für den Empfang der mit schwarzer Farbe beschmierten Malkünstler treffen kann. Anstatt auf sorgsam ausgebreitete Matten zu treten, springen diese Leute mit ihren bemalten Füßen auf das schneeweiße Deck, um dasselbe fast ebenso schwarz wie die Schiffswand zu machen; es gilt ja aber nicht blos, den eben empfangenen Befehl zu befolgen, sondern auch theilzunehmen an dem Haifischfang. Der Ruf: „Hai achterraus!“ ist für alle zur Zeit nicht beschäftigten Leute eine unausgesprochene Erlaubniß für die Theilnahme an dem Fang, da 20-30 Mann zu einem glatten Aufziehen des Fisches gehören und die andern zusehen dürfen. Es kann wol als Regel gelten, daß jedes Schiff versucht, jeden in die Nähe kommenden Hai zu fangen, da kaum ein anderes Thier so aufrichtig gehaßt wird, wie dieser Fisch von dem Seemanne; deswegen springen auch immer einige Leute gleich zu, um die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. Im Umsehen sind der Haken und ein 1 kg schweres Stück Speck zur Stelle, die Taue für den Haken und für die Schlinge, welche dem Hai, sobald er angebissen hat, übergeworfen wird, bereit. Ich will hier einfügen, daß jeder Hai, welcher sich bei mäßigem Winde einem unter Segel befindlichen Schiffe nähert, in der Regel seinem sichern Verderben entgegengeht, wenn der Fang richtig geleitet wird. Diese Wasserhyäne ist so gefräßig, daß sie stets auf den zugeworfenen Köder beißt. Auch wenn sie schon ein- oder zweimal von der Angel losgekommen ist, beißt sie mit zerrissenen Kiefern zum dritten mal an, wenn noch ein ganzer Angelhaken für den dritten Wurf vorhanden ist. Das Thier ist so stark, daß es fast immer, wenn es nur an der Angel aus dem Wasser gezogen wird, mit seinen heftigen Schlägen den stärksten Haken oder dessen Kette bricht; ein sicherer Fang wird daher nur gewährleistet, wenn man eine Tauschlinge an dem Angeltau herabgleiten läßt, die Schlinge dann über den an kurzer Leine gehaltenen Fisch bis zur Schwanzflosse streift und den Fisch nun mit dem Schwanz zu oberst aufhißt, um ihn schließlich an Kopf und Schwanz gefesselt auf das Schiff zu holen. So konnten wir also auch darauf rechnen, das signalisirte Raubthier bald auf dem Schiffe zu haben. Doch stellte sich inzwischen heraus, daß heute die Hauptsache fehlte, nämlich der Haken. Vor kurzem waren bei ähnlicher Gelegenheit die beiden Haihaken des Schiffes unbrauchbar geworden; wir fürchteten daher schon, unserm Feinde die Freiheit lassen zu müssen, als der Erste Offizier lächelnd das Deck verließ, um kurze Zeit darauf wieder mit einem in seinem Privatbesitz befindlichen wahren Prachthaken zu erscheinen. Während nun die Angel zurechtgemacht wurde, folgte der Fisch uns in einer Entfernung von dreißig Schritten mit bewunderungswürdiger Gleichgültigkeit.

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