Читать книгу Ein deutsches Kriegsschiff in der Südsee: Die Reise der Kreuzerkorvette Ariadne in den Jahren 1877-1881 (Bartholomäus von Werner) (Literarische Gedanken Edition) онлайн
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Der Tag war herrlich und so recht geeignet, das Schiff nach der langen Seereise von Panama aus, vor Ankunft in dem fremden Hafen wieder in einen Zustand der Ordnung und Reinlichkeit zu bringen, wie man im Auslande die deutschen Kriegsschiffe zu sehen gewohnt ist. Während in dem gewöhnlichen Alltagsdienst auf See nur die Wache, also die Hälfte der Mannschaft, zum Dienst herangezogen wird, müssen heute alle Mann heran, da nur auf diese Weise die umfangreiche Arbeit bewältigt werden kann. Denn es gilt, die ganze Außenseite des großen Schiffes bis zum Wasserspiegel und die ganze Takelage bis zum Blitzableiter zu waschen, zu säubern und mit frischer Farbe zu versehen. Diese Theile des Schiffes lassen sich auf hoher See nicht so parademäßig halten, wie sie im Hafen sein müssen. Die Wellen, welche die Außenseite des Schiffsrumpfes fortgesetzt bespülen, lösen die Farbe mit der Zeit ab; ihr Wasser überzieht die Schiffswände, ihr Gischt die untern Theile der Takelage mit einer festen Salzkruste; der aus dem Schornstein entströmende Rauch schwärzt Masten, Segel und Tauwerk; es würde daher ein vergebliches Beginnen sein, die vorgenannten Theile des Schiffes auf hoher See in der gewünschten Sauberkeit erhalten zu wollen. Den Wellen läßt sich ebenso wenig gebieten Ruhe zu halten, wie der Windstille, ihre Ruhe aufzugeben; die Wellen treiben unaufhörlich ihr Versalzungswerk, die Stille verlangt den Dampf, wenn, wie es bei uns der Fall war, das Schiff beschleunigte Segelordre hat. Könnte aber auch zeitweise mit Sicherheit auf ruhiges Wasser und auf leichten Wind gerechnet werden, so würde doch zur Reinigung das Wasser fehlen, auf dem endlosen Meere — das Wasser. Soll die neue Farbe auf den Schiffswänden haften, soll das Tauwerk geschmeidig bleiben, dann darf zu dem Waschen nur süßes Wasser verwendet werden, ein Artikel, welcher in dem heißen Klima den durstigen Menschen wegen ungenügenden Vorraths nur so knapp zugewendet werden darf, daß an eine Vergeudung in der vorher angedeuteten Weise auf hoher See nicht gedacht werden kann. Erst in nächster Nähe des Hafens, und auch nur vor einem solchen Hafen, wo mit Sicherheit gutes Trinkwasser erwartet werden kann, darf die Verschleuderung dieser meistentheils so gering geachteten und doch so edeln Flüssigkeit erlaubt werden.