Главная » Vor dem Mast – ein Nautiker erzählt vom Beginn seiner Seefahrt 1951-56. Band 41 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski читать онлайн | страница 65

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Von Kiel-Holtenau aus ging es weiter nach Rostock, in das Arbeiter- und Bauernparadies. War es vielleicht auch ein Seeleuteparadies? Mal schauen. Nach ca. fünf Tagen See- und Kanalreise erreichten wir Rostock, in der DDR. Welch ein herzlicher Empfang! Schon am Kai begrüßte uns nach dem Festmachen eine Abordnung von Zoll- und Immigrationsbeamten mit zackig preußischem Befehlston. Na ja, erst einmal Gesichtskontrolle. Einer nach dem anderen wurde gründlich in Augenschein genommen, als wenn wir Staatsfeinde wären. Dann machten die Herrn vom Zoll Kammerkontrolle: Schubladen auf, jede Zigarette wurde registriert, Bierflaschen auch. Schnaps? Hatten wir nicht. Was, ihr habt keinen Schnaps? Die Herren waren offenbar sehr enttäuscht. Spindkontrolle, von wegen, es könnte ja feindliches, antisozialistisches Propagandamaterial hereingeschmuggelt werden. Ich glaube, das war es, wonach sie besonders suchten. Dieser Aufmarsch wirkte ganz schön beängstigend. Kontrolle im Kabelgatt, Kontrolle im Farbenspind, Kontrolle im Proviantraum, Kontrolle im Maschinenraum. Au Backe, hoffentlich keine Kontrolle in den Bilgen! Bevor die Hafenarbeiter endlich an Bord durften, mussten wir die Luken öffnen, Bäume toppen, wie in Antwerpen! Und dann kam ein großer Kran an den Kai entlang gefahren. Irgendwann erschien am Kai die Nachtschicht-Brigade „Rote Rübe“, die Männer mussten sich einzeln bei einem Posten an der Gangway ausweisen. Weitere Posten mit Kalaschnikows bewaffnet, standen am Kai vorn am Steven und hinten am Heck. Vielleicht hatten sie ja auch den Auftrag, die Stücke Klopapier zu kontrollieren, die achtern beim Spülen der Toiletten in das Hafenbecken flossen. Wenn der 2. Steuermann an Land wollte, um den Tiefgang abzulesen, dann musste er seinen Hafenpass, den die Grenzpolizei uns ausgestellt hatte, am Fallrepp beim Posten abgeben. Weiterhin wurde er von einem zweiten Posten begleitet, der genau hinsah, was er aufschrieb, obwohl er nichts davon verstand. Also, die Herren der Hafengrenztruppe waren sehr, sehr zugeknüpft. Nicht mal grüßen konnten sie einen kleinen Moses. Das war echt bewegende Weltgeschichte. Die Realität im Jahre 1951.

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