Читать книгу Stein mit Hörnern онлайн
16 страница из 194
Roger Sligh war sechs Fuß hoch und trug unauffällige Konfektionskleidung. Seine geringfügigen Extravaganzen, wie zum Beispiel seine Liebhaberei für Psychiatrie, waren typisch für ihn. In seinen Personalpapieren stand noch immer die Bezeichnung »ledig«. Die Familie Sligh war seit einem Jahrhundert vermögend. Die Einnahmen des Chirurgen in den letzten fünf Jahren gingen in die hunderttausende.
In seinem neuen Wirkungskreis, dem Indianerhospital, das auf einem Präriehügel stand, traf Sligh bei der Übernahme seiner Verpflichtungen auf keinerlei Schwierigkeiten. Sein Vorgänger hinterließ nicht nur einen gut organisierten Betrieb, sondern führte den Nachfolger auch bei dem Pflegepersonal, bei allen weißen und indianischen Angestellten in einer Weise ein, die weder Misstrauen noch Widerwillen aufkommen ließ.
Dr. Roger Sligh bezog in der Nähe des Hospitals das einstöckige Haus, das Piter Eivie bewohnt hatte und das Sligh nun als Dienstwohnung zur Verfügung stand. Er schlief in der ersten Nacht und in den folgenden Nächten ruhig und ungestört. Für seines Leibes Bedürfnisse sowie für Ordnung sorgte eine Angestellte, die schon den Junggesellen Eivie fünf Tage in der Woche von häuslichen Arbeiten entlastet hatte. Sie war eine Weiße, Frau eines Tischlers und Hausmeisters in der Verwaltungssiedlung. Roger Sligh, dessen gefahrlose und gefährliche Erlebnisse im allgemeinen von äußerlicher Natur und daher für einen gesunden, intelligenten und willenskräftigen Mann zu bewältigen gewesen waren – mochte es sich dabei um die Überwindung der Langeweile der ersten, der Krisensituation der zweiten handeln –, war wie meist mit sich zufrieden. Er hatte die Affäre hinter sich gelassen, auch in Gedanken, und vor ihm lag ein problemloses Aufgabengebiet. Er würde sich körperlich erholen, seine beruflichen Aufgaben ohne Fehl erfüllen und in keiner Weise auffallen. Ein leichter Dunst des Rufs als Sonderling, wie er Sligh jetzt umgab, konnte nicht schaden.