Читать книгу Der Teufel von Köpenick. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin der Hitlerzeit онлайн
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»Muss also erst etwas passieren?«
»Es wird schon nicht.«
Frieda Nickholz konnte es nicht fassen. »Dann darf er also weiterhin bei uns am Zaun stehen bleiben und mich anglotzen? Wie ich die Blumen gieße, wie ich die Wäsche aufhänge? Apropos Wäsche, mir fehlen ein Bettlaken und zwei Schlüpfer. Die wird er geklaut haben.«
Erwin Nickholz lachte. »Fremde Wäsche wird er doch zu Hause genug haben.«
»Wie heißen die Männer, die …?« Sie musste im Lexikon nachsehen, um darauf zu kommen, dass sie Fetischisten meinte, aber auch Voyeure und Exhibitionisten. »So einer ist das, und eines Tages fällt er über mich her.«
»Was soll ich denn machen, Frieda? Ich kann ihn doch nicht einfach erschießen. Und unser Staat, all diese Waschlappen! Aber«, er stand auf und nahm sie in die Arme, »morgen kaufe ich dir einen Hund.«
Otto Lüdke hustete anhaltend. Mit seiner Lunge stand es nicht zum Besten. Kein Wunder, denn jahrelang hatte er heiße und ätzende Dämpfe einatmen müssen. Auch seine Hände waren voll von Rissen und Schrunden. Aber das gehörte halt zu seinem Beruf, und es gab Schlimmeres. Immerhin konnte er sich an den Tagen erholen, an denen er auf dem Kutschbock saß und frische Wäsche ausfuhr beziehungsweise schmutzige abholte. Zwar musste er von den Brosamen leben, die von den Tischen der großen, industriellen Wäschereien fielen, der von Spindler etwa am anderen Ende Köpenicks, aber es reichte für ihn und seine Familie zum Leben. Was wollte man mehr? Eine bessere Frau als seine Emma konnte er sich gar nicht vorstellen, und auch die älteren Kinder gediehen prächtig. Nur Bruno machte ihnen Sorgen.