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All diese Jahre lebten wir Tag und Nacht eingeklinkt in unsere Geräte, in einem Zustand ständiger Überspanntheit, aufgeputscht von der Gewissheit, dass wir die neuen Pioniere des amerikanischen Abenteuers waren, direkte Nachfolger unserer Ahnen, der Eisenbahn- und Erdölbarone des 19. Jahrhunderts, derselbe Appetit, dieselbe Gewalt. Wir waren ein Rudel junger Männer, trunken im Vollgefühl unserer Genialität.

Um die Schlacht zu gewinnen, mussten wir frisches Geld auftreiben. Viel frisches Geld. Zu den herkömmlichen Kreisläufen hatten wir nur tropfenweise Zugang. Bei den etablierten Vermögen erregten wir Misstrauen, überdies waren sie zu wenig flexibel. Gelegentlich haben wir mit neuen Märkten geflirtet, stark marginalisiert und boomend wie der Kokainmarkt, der beeindruckende Mengen frischen Geldes freisetzte. Aber sehr vorsichtig: Wir haben immer mit renommierten Anwälten, Finanzmaklern, Geschäftsleuten verhandelt. Wir beschlossen kurzerhand, niemals danach zu fragen, woher all das Geld kam, das sie uns zur Verfügung stellten. Um es diskret in den Kreislauf einzuspeisen, sind wir Risiken eingegangen. Wir haben ziemlich systematisch außerbörslichen Handel getrieben, unnotierte Wertpapiere, fern aller Blicke und jeder Kontrolle. Unsere Gegner bezeichneten diese Geschäfte als vollkommen undurchsichtig und warfen der Nasdaq vor, den amerikanischen Mafiafamilien als riesige Geldwaschmaschine zu dienen. Möglich. Neider. Memmen. Sie fanden wenig Resonanz, denn jeder hat deutlich gespürt, dass die rasante Entwicklung der neuen Ökonomie und Amerikas Vorherrschaft darin auf ebendieser Geldmasse beruhten. Indem wir sie zum Zirkulieren brachten, waren wir Blutkreislauf und Herzschlag der neuen Ökonomie. Wer hätte ihren Tod gewollt?

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