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Читать книгу 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 4 онлайн

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Am nächsten Morgen starten wir den Motor zeitig, fahren zurück zur „101“ und dort, entlang des Sol Duc Rivers, an dessen verstreuten, kleinen Wasserfällen sich Lachse mühen, um weiter flussauf zu schwimmen. In Sappho bringt uns die „113“ nach Norden zur „112“, die über Neah Bay den Weg zum Cape Flattery ermöglicht. Guter Asphalt, Wald und Einsamkeit sind hier die Stichworte, denn selbst die Tankstelle in „Irgendwo“ ist rund um die Uhr unbesetzt und funktioniert nur mit Kreditkarte und Selbstbedienung. Wieder an der Küste fällt der Hafen von Sekiu in der Clallam Bay als schön gelegen auf, und die kleinen Örtchen lassen auch sofort erkennen, wovon man hier lebt, vom Salzwasserfisch, kommerziell gefangen oder privat geangelt. Und die schmale Straße macht es sich auch nicht leicht, sondern kurvt auf dem wenigen Platz, den ihr Meer und Fels zusprechen, gewaltig hin und her. Eine kurze Pause muss sie uns jedoch in Neah Bay gönnen, wo das Makah Indian Reservation’s Cultural and Research Center interessiert. Das Museum selbst ist sehr informativ und mit original nachgebauten Booten, Longhouse, Korbarbeiten, Kunsthandwerk, Walskelett und Ausgrabungsfunden, die 1970 durch Gezeiten-Erosionen von dem einstigen Makah-Indianerdorf Ozette zum Vorschein kamen, eindrucksvoll gestaltet. Das Dorf, einst fünfzehn Meilen südlich des heutigen Neah Bay angesiedelt und bis ins 20.Jahrhundert hinein bewohnt, wurde durch einen Erdrutsch verschüttet und gab nach elfjährigen Ausgrabungsarbeiten (1981 abgeschlossen), Zehntausende sehr gut erhaltener Gegenstände aus den 500 Jahre alten Behausungen frei, die die Geschichte dieser Indianer als Walfänger, Fischer, Jäger, Sammler, Künstler oder Krieger dokumentierten. Nach diesem Stopp passt sich auch die Straße mehr und mehr der sich zuspitzenden Landmasse an, wird noch enger, noch kurvenreicher und stimmt so richtig auf das Kapp ein. Und dieses entpuppt sich als ein wildes Stückchen Erde mit Felsen, an denen das anstürmende Meer einige Meter nach oben springt, spielerisch leicht oder mit aufgetürmten Wellen voller Urgewalt in der Brandung, einer wilden Bucht und Regenwald. Es sind Bäume ohne Himmel. Hunderte von Jahren alt und unberührt, doch für diese Schönheit hatte mein Reiseführer kein einiges Wort übrig. Natürlich hatte ich Vorstellungen von einem Kapp, denn ich hatte schon an einigen gestanden, darunter auch an den gewaltigen Felsen die sich Nordkap, Cape Reinga (Neuseeland) nennen oder an dem, das Gute Hoffnung verspricht. Es waren nicht nur hier alles beeindruckende Momente, die das Spiel des Meeres zu ihren Füßen bot, sondern fast immer auch schon die Wege zu ihnen. So in Südafrika, wo der alte Pfad zum Cape of Good Hope über Holzstege führt, auf denen Paviane die Vorfahrt haben, und der sich abgeschieden und still durch Tausende von blühenden Proteabüschen windet und auf dieses „Ende der Welt“ einstimmt. Während der Blick oben am Kreuz die Gedanken animiert, sich zu verlieren, lädt die kleine, über Holzteppen linkerhand zu erreichende romantische Sandbucht ein, die afrikanische Sonne zu genießen und gleichzeitig die Urgewalt des anrennenden Meeres aus sicherer Entfernung zu beobachten. Aber hier am Cape Flattery war es auch sehr schön, nur ganz anders. Zu diesem wilden Regenwald und den rauen, trotzenden dunklen Klippen passen Regen, diesige Sicht, eine steife Brise und der aufgepeitschte Ozean auch viel besser, als Sonnenschein. Und weil das so ist möchte ich jetzt auch noch gar nicht weiterfahren, sondern bleiben, schweigen, und den Akzenten, die diese Natur hier setzt, nur lauschen. Auch, oder gerade weil es regnet und der Wind gewaltig pfeift.

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