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Читать книгу 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 4 онлайн

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Dieser Hoh Rain Forest an der Westseite des Olympic National Parks gilt als eines der besten Beispiele des gemäßigten Regenwaldes in Amerika, gehört zu dem Gürtel des Pazifischen Nordwest-Regenwaldes, der einst die Küste von Südostalaska bis zur zentralen Küste Kaliforniens bedeckte, und hier präsentiert er sich noch in seiner fast unberührten Ursprünglichkeit. Drei bis vier Meter jährlicher Niederschlag lässt Grün in allen Schattierungen zur Hauptfarbe werden und neben Farnen auch Moose und Flechten wuchern, die sich teppichartig ausbreiten. Die alten Baumriesen verzaubern und ordnen dem Regenwald eine weitere Dimension hinzu. Vierhundert Jahre alte Wurzeln keilen sich hier in die Erde, und was stirbt bleibt liegen. Aus ihm wird neues Leben entstehen, neue Triebe oder Pilze, die vom mürben Holz leben. Dieser „Zauberwald“ mit gewaltigen Western Hemlock- und Douglastannen, erhabenen Sitka-Fichten und den dick bemoosten großblättrigen Ahorns ist einer der beliebtesten Orte im Park, von dem auch wir begeistert sind. Wir haben uns in dieser urig-schönen Umgebung unter einer riesigen Zeder einrangiert und genießen, während es draußen leicht zu regnen beginnt nach einem kurzen Bummel über den großzügigen Campingplatz, der entlang des Flusses im alten Wald 88 Standplätze anbietet, den Räucherlachs, dessen delikates Aroma den Gaumen richtig verwöhnt. Erfreulich ist auch ein Beitrag im „Olympic National Park Summer Newspaper 2010“ der darüber informiert, dass die beiden Dämme Elwha (33 Meter hoch) und Glines Canyon (64m) im Elwha River, der westlich von Port Angeles in die Strait of Juan De Furca mündet, entfernt werden, damit die Lachse wieder in sein 110 Kilometer langes Einzugsgebiet schwimmen können. Als die beiden Dämme in den zeitigen 1900er Jahren errichtet wurden, spielten sie in der gesamten Region eine wichtige Entwicklungsrolle, auf die man nun verzichten will oder kann. Der Elwha ist einer der wenigen Flüsse im heutigen Pazifischen Nordwesten, in den alle fünf Arten der Pazifischen Lachse zum laichen zurückkehren, doch statt der 400.000, die vor dem Bau den Fluss jährlich hinaufschwammen, waren es danach nur noch 4.000, und deren Weg war bereits nach acht Kilometern zu Ende. Nach jahrelangen Planungen und Vorbereitungen wurde 2010 der „letzten Damm-Sommer“ gefeiert und im September 2011 mit den Abrissarbeiten begonnen. Auch für den Indianerstamm der Lower Elwha Klallam, der seit ewigen Zeiten an diesem Fluss lebt und bei diesem Projekt als Partner fungiert, werden überflutete heilige Plätze wieder existent. Diese größte Dammbeseitigung, die es in der Geschichte der USA je gab und 2014 vollendet sein soll, ist, nach dem Everglades-Projekt, gleichzeitig das zweitgrößte, um ein Ecosystem wieder herzustellen. Dass die 350 Millionen Dollar heute noch ausreichen, die 1992 veranschlagt wurden als Präsident Busch das diesbezügliche Gesetz unterschrieb, kann angezweifelt werden. Sicher ist jedoch, dass in naher Zukunft die Kings, Cohos und ihre Artverwandten wieder in die Bäche schwimmen werden, die sich auch zu Füßen der Berge McCartney, Sentinental, Anderson, Dana oder Wilder anschicken, ihre Wasser dem Elwha River zu übergeben. Der Abschied von dieser grünen Wunderwelt fällt uns schon ein wenig schwer, aber wir sind in ihr einen Tag lang gewandert und haben auch noch sehr viel Schönes vor uns. Und gleich dort, wo die „101“ auf der Höhe des Ruby Beach – dunkler Sand, Felsen und Treibholz kennzeichnen ihn – den Ozean erreicht und ihm folgt, steht etwa auf halbem Weg zum „Beach 4“ ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Big cedar tree“ und schickt uns sechs Kilometer in den Regenwald. Und diese gewaltige Zeder , die wegen der gleichnamigen Lodge in der Nähe auch als „Kalaloch-Cedar“ bekannt ist, hat ihre besten Tage zwar längst gesehen, denn vielmehr als ihr gewaltiges Wurzelwerk, der mächtige Stamm mit etwas Grün in einigen Metern Höhe ist von diesem Uraltriesen nicht geblieben. Sehenswert ist er dennoch, denn er schlug vor 550 Jahren seine Wurzeln, brachte es auf zwanzig Meter Stammdurchmesser und wuchs sechzig in die Höhe. Im Hoh Rainforest war sogar die Rede von einer gefallenen Zeder, die noch weit höher in den Himmel reichte, und deren dreißig Meter dicker Stamm den Stürmen der Zeit 1.500 Jahre getrotzt haben soll.

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