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Ludwig zweifelte für einen kurzen Moment am geistigen Gesundheitszustand seiner Frau.
- Was redest du da?- Du hältst mich für eine fette, ausgeleierte Kuh!
Ludwig schüttelte verständnislos den Kopf.
- Ich …- Arsch!
Renate knallte den Dosenöffner auf die Arbeitsplatte und schoss an Ludwig vorbei. Sie knallte die Tür und polterte die Treppe nach oben. Wieder knallte eine Tür und dann hörte Ludwig durch die Zimmerdecke, wie sich seine Frau auf das Bett schmiss.
- Was war das denn jetzt?
Er erhielt keine Antwort. Bis auf die paar Sekunden, in denen seine Frau an den Kühlschrank stürmte und ihn durch die Durchreiche beschimpfte, bekam er sie für den Rest des Abends nicht mehr zu sehen. Im Fernsehen gab es eine Reportage über das Vomitorium im antiken Rom. Während er das zähe Fleisch in mundgerechte Stücke schnitt und ihm die Erbsen und Möhren von der Gabel fielen, sah er zu, wie Schauspieler in Gewändern und Sandalen künstliches Erbrochenes von sich gaben, um danach ihr opulentes Mahl fortzusetzen. Ludwig schweifte ab und dachte an das dürre Mädchen heute Morgen im Bus. Die Träger ihres Tops hatten praktisch direkt auf den Schulterknochen gelegen. Das Gesicht hatte Ludwig an einen Schrumpfkopf erinnert. Das Mädchen hatte ihn angelächelt und ihm Platz gemacht, als er aussteigen musste. Ludwig wusste nicht viel über Bulimie, aber es musste sich um eine Krankheit handeln und nicht um einen Weg sich attraktiver zu machen. Allerdings hätte seiner Frau ein wenig Bulimie ganz gut getan.