Читать книгу Auf Wölfe schießt man nicht. Ein Jagdkrimi aus Schleswig-Holstein онлайн
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Jetzt gab es kein Halten mehr. Laut schreckend sprang der Bock auf die Läufe und flüchtete in Richtung der breiten Straße, die ihn schon einmal gerettet hatte, als dieses graue Raubtier ihn fast erwischt hätte. Seine Rettung war wohl ein Lkw, der einen laut klappernden Bauwagen zog und vor dem er eben noch die asphaltierte Fahrbahn überqueren konnte, um sich auf der anderen Seite in Sicherheit zu bringen.
Das Schrecken riss auch Dr. Michaelis aus dem Schlummer. Die Augen aufreißen und zum Gewehr greifen, sowie die Sicherung zu betätigen, war eins. Der Lauf der Waffe richtete sich in Richtung des Geräusches, während das Gehirn des Jägers registrierte, dass der Mond noch kaum hinreichendes Licht für einen sicheren Schuss spendete. Da, ein Schatten raste in vollem Lauf in Richtung Bundesstraße. Oh, dahinter ein zweiter, etwas niedriger und mit Riesensätzen den ersten verfolgend.
Ein wildernder Hund, der den kapitalen Bock reißen wollte, fuhr es dem Jäger durch den Kopf. Er versuchte krampfhaft, den Verfolger in die Zieloptik zu bekommen. Da, der rote Punkt im Zielfernrohr fasste den Schatten. Ohne weiter zu überlegen ließ er seinen rechten Zeigefinger den Abzug betätigen. Wumm! Laut hallte der Schussknall durch die Nacht und der helle, feurig rote Blitz des Mündungsfeuers blendete den Schützen. Angestrengt stierte er mit brennenden Augen in die Nacht. So langsam konnte er die Konturen des Waldrandes und auch der einzelnen Bäume und Büsche wieder wahrnehmen. Da drang, mittlerweile ein ganzes Stück entfernt, erneut der bekannte Laut schreckenden Rehwildes an sein Ohr. Laut hörbar atmete der Schütze die eingesaugte Luft aus. Trotz der Kühle der noch jungen Frühjahrsnacht begann er zu schwitzen und seine Brille beschlug. Auch auf dem Rücken und im Nacken fühlte es sich feucht an. Er versuchte, das Geschehen zu ordnen. Was war genau gewesen? Ja, das Schrecken eines Rehs hatte ihn aus dem Traum gerissen. Instinktiv hatte er zur Waffe gegriffen und sah schließlich den Schatten eines Rehs flüchten. Unmittelbar dahinter ein langgestreckter, flacherer Körper. Der Kontur nach ein Hund. Für einen Fuchs eindeutig zu schnell und auch zu groß. Er griff zum Fernglas. Aber auch durch die teure, nachttaugliche Optik war nichts zu erkennen. Wo war noch genau der mutmaßliche Anschuss? Unmöglich das jetzt genau zu sagen, überlegte er.