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Читать книгу Attentat Unter den Linden. Von Gontards dritter Fall. Criminalroman (Es geschah in Preußen 1844) онлайн

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Der Major von Gontard, als einer der Enkel des berühmten gleichnamigen Baumeisters aus altem hugenottisch-preußischem Adelsgeschlecht stammend, hatte seine eigenen Erfahrungen mit den Agenten des Doktor Wiesenburg gemacht, des obersten Herrn der behördlichen Zuträger. Bei allem Interesse, das Gontard aus Passion dem Verbrecherischen entgegenbrachte, reizte ihn das von Wiesenburg und seinen Kundschaftern überwachte Gebiet der politischen Criminalität allenfalls zu gehörigem Widerspruch. Den behielt er klugerweise für sich, oder er ließ allenfalls im vertraulichen Gespräch mit Kußmaul oder einem ähnlich Vertrauten durchblicken, was er dachte. Preußen war eben trotz seiner gewaltigen Ausdehnung zwischen Memel hoch oben im Nordosten und Kleve weit im Westen die enge, beschränkte Monarchie geblieben, die ihre Untertanen zu gängeln pflegte.

Gontard kleidete sich also nach dem vormittäglichen Unterricht und einer hitzigen Übungsstunde auf dem Fechtboden gerade um, als ihn die Nachricht des Directors der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule überraschend in den Neuen Marstall rief. Das mächtige Gebäude mit seiner barocken Fassade zu den Linden hin, in dessen Obergeschoss die Königliche Akademie ihren Sitz hatte, erstreckte sich im ausgedehnten Geviert neben der Universität bis hin zu den weniger prächtigen Bauten in der verlängerten Dorotheenstraße und war von Gontards Quartier aus bequem mit wenigen Schritten zu erreichen. Mehrmals hatte Gontard versucht, seinen Hengst Waldemar in dem so günstig gelegenen Stall unterzubringen, war jedoch an den rigiden Bestimmungen gescheitert. Nur Prinzen und Hofschranzen von Geblüt sowie wenigen auserwählten Eximierten, also über das gemeine Volk Erhabenen, wurde das Einstellen ihrer Reit- und Kutschpferde gestattet. Dass ausgerechnet sein Kollege und erklärter Widersacher Aemilius von Elster, genannt von Streyth, zu diesen Bevorzugten gehörte, hatte ihn von jeher geärgert, aber gerecht ging es nun einmal nicht zu in dieser Welt - und schon gar nicht in Preußen.

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