Главная » Still und starr ruht die Spree. Berliner Weihnachtskrimis читать онлайн | страница 4

Читать книгу Still und starr ruht die Spree. Berliner Weihnachtskrimis онлайн

4 страница из 31

Im letzten Jahr habe ich den Käfig trotzdem heruntergeworfen, mit einem langen Stock, weil ich sehen wollte, ob die Vögel wirklich kommen. Die Gans war immerhin auch mal ein Vogel, und Kannibalismus interessiert mich. Die anderen Vögel haben die Gans übel zugerichtet, ihnen war die Ähnlichkeit ihrer Anatomie piepegal, ganz aufgeregt haben sie der Gans die Brust zerhackt, am Ende waren nur noch Beine und Flügel übrig, zusammengehalten von labbriger Haut. An dem Weihnachten gab es Braten bei Hanuman, aber er ist trotzdem danach in den Puff gegangen. Daran liegt es also nicht.

Dieses Jahr hat Hanuman seiner Frau einen Füllfederhalter geschenkt, in Gold, den hat sie lange angeschaut, vielleicht, weil ihr Name eingraviert war, dann hat sie Hanuman umarmt, ist dabei aber ganz ernst geblieben, als ob die Situation das erforderte ein stilles, ernstes Glücksgesicht.

Hanuman selber hat von seiner Frau gemusterte Seidentücher bekommen, zum Einstecken in den Mantelkragen. Er hat gelacht, seiner Frau mit den Tüchern wie zum Abschied gewinkt und sie dann umarmt. Sie hat gelächelt, und dann haben sie sich sogar geküsst. Die Frau ist groß und dunkelhaarig, einen halben Kopf größer als Hanuman, der wirklich aussieht wie ein schmaler, sehniger Affe mit seinem langen Oberkörper und den tief liegenden Augen. Wenn ich ihn grüße, blickt er auf, sagt auch etwas und lächelt, aber es ist nur sein Mund, der mit mir spricht. Die Augen blicken mich an und bleiben stumm und leer, wie die der Tiere im Zoo, weil die in die falsche Welt blicken. Pech gehabt.

Правообладателям