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Ich wollte ihr folgen, aber Tom kam mit einer Schnapsflasche angelaufen und hielt mich fest. Hastig stürzte ich ein Glas hinunter und schob ihn zur Seite. Doch Neele war bereits im Morgengrauen verschwunden.

In dieser Nacht fand ich keine Ruhe. Ich wanderte ziellos durch meine stille Wohnung, die mir in dem fahlblauen Licht der Nacht unwirklich erschien. Erinnerungen besetzten meinen Kopf und verweigerten dem Schlaf den Zutritt. Seltsamerweise waren es nicht so sehr die Gedanken an Neele, die mich nicht schlafen ließen, sondern eher jene an meine Familie. Wieder und wieder ging mir durch den Kopf, wie meine Mutter meinen Stiefvater kennengelernt hatte.

Jakob Chrumm, 1981

«Am nächsten Wochenende fahren wir nach Braunschweig», verkündete meine Mutter eines Tages und bereitete damit den Boden für das Unheil, das uns Jahre später heimsuchen sollte.

Am nächsten Wochenende fahren wir nach Braunschweig. Meine Großmutter sollte uns begleiten. Ich traute meinen Ohren nicht. Braunschweig? Ich wusste zwar, dass Onkel Leberecht – als Bruder meines Großvaters war er eigentlich nur mein Nennonkel – Gutsbesitzer in der Nähe von Braunschweig war, allerdings hatte sich die Kontaktpflege bisher auf eine Postkarte zu Weihnachten beschränkt. Das hatte seine Gründe. Onkel Leberecht legte größten Wert darauf, nicht als ein Bauer auf einem schnöden Hof abgestempelt zu werden. Er war etwas anderes, etwas Besseres. Eben Gutsbesitzer. Die Schöpfung hatte ihn nicht gerade mit Frohsinn verwöhnt, das Schicksal hatte ihm seine Gattin gesandt, und das Leben hatte den Rest erledigt. Als einziger Trost war ihm sein gefestigter Klassenstandpunkt geblieben, der ihn auf seinem Gut ein strenges Regiment führen ließ. Selbst mit zunehmendem Alter, bereits 82-mal hatte er Geburtstag gefeiert, war er nicht milder geworden. Das Verhältnis zu seinen beiden Kindern, einem Jungen und einem Mädchen, war seit deren Kindheit unverändert schlecht geblieben. Doch an ihm lag das natürlich nicht! Diese undankbare, missratene Brut hatte es doch nur auf das Erbe abgesehen!

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