Главная » Karl -ausgeliefert читать онлайн | страница 36

Читать книгу Karl -ausgeliefert онлайн

36 страница из 52

»Warum erzählst du mir das? Ich bin beim SEK, schon vergessen? Wenn du weißt, wer er ist und wo er steckt, sag mir Bescheid, dann hole ich ihn dir.« Ein wenig bedauerte Picard diese Antwort.

»Naja, ich dachte, du könntest hier mit einsteigen. Das ist eine Riesensache und die Presse überschlägt sich deswegen. Wir haben hier mächtig Dampf unterm Hintern und der Alte ist bestimmt dafür, wenn du nur für diese Sache zurückkommst. Man könnte dich abkommandieren, bis wir den Mann da rausgehauen haben.« Paul Gruhlichs Stimme klang fast flehentlich. Gerald Picard brauchte nicht sehr lange, um eine Entscheidung zu treffen.

»Warum nicht. Frag den Alten, und wenn der abnickt, bin ich dabei. Mal was anderes.«

Acht

Die Verletzungen waren nicht schlimm, schätzte Marius. Eine Platzwunde am Kopf und vielleicht eine Gehirnerschütterung. Er hatte Karl Grothner in das halb verfallene Pförtnerhäuschen auf der Industriebrache der »Buttwanger«-Fabrik geschafft. Der Flachbau war zum Teil unterkellert, und Kleinhans hatte eine Pritsche und einen Eimer in den Vorratskeller des Gebäudes gebracht. Zur Sicherheit hatte er eine Kette an die Wand gedübelt, die seinem Gefangenen zwar erlauben würde, in dem kleinen Raum umherzugehen, die aber kurz genug war, um zu verhindern, dass er die Eingangstür des Kellers erreichte. Es gab hier weder Strom noch fließendes Wasser, und Marius hatte einen Stromerzeuger und Wasservorräte herschaffen müssen, um für die Dauer der Entführung ausgerüstet zu sein. Das Aggregat hatte er in einem kleinen Nebenraum platziert und sich davon überzeugt, dass keine nennenswerten Geräusche nach außen drangen. Danach hatte er provisorisch mithilfe von Verlängerungskabeln ein kleines Stromnetz installiert. Er hatte mehrere Lichtquellen, die er mit Strom versorgen musste, und ein Radio, um Nachrichten hören zu können. Außerdem musste er ja sein Mobiltelefon jederzeit laden können. Grothner in seinem Keller würde sich mit einer vierzig Watt Glühbirne als einzigen Luxusgegenstand begnügen müssen. Dafür gab es die Mahlzeiten frei Haus, die er auf einem Campingkocher zubereiten wollte. Es würde kein Lichtschein nach außen dringen, denn die Fenster in dem Gebäude waren mit Brettern zugenagelt. Das meterhohe Unkraut gab Zeugnis davon, dass hier schon seit Monaten niemand mehr gewesen war. Die stillgelegte Fabrik lag zu weit außerhalb der Stadt, um Jugendliche anzuziehen, die hier irgendwelche Feten feiern wollten oder Liebespärchen, die ein verstecktes Örtchen suchten. Marius kannte die Fabrik noch aus seiner Kindheit. Damals wurden hier große Tanks und Getreidesilos hergestellt. Wegen der Übergröße mancher Produkte machte es Sinn, die Herstellung der Riesenbehälter außerhalb der Stadt zu betreiben, damit sie auch problemlos abtransportiert werden konnten. Irgendwann hatte die Globalisierung die Käufer vertrieben, und die Fabrik schloss die Pforten. Ein guter Ort nun, um seinen Plan zu Ende zu führen, dachte Marius, als er diese Stelle wählte, die nur acht Kilometer vom Ort der Entführung entfernt war. Er ging davon aus, dass die Polizei ihn niemals so nah am Tatort vermuten würde. Die Vorbereitungen, die er getroffen hatte, kosteten ihn seine gesamten Ersparnisse. Marius betrachtete das als Investition. In der Ferne hörte er einen Hubschrauber, und wie ein Stromstoß durchfuhr ihn die Erkenntnis, dass der Renault, mit dem er Grothner hergebracht hatte, aus der Luft zu erkennen sein würde. Und auch die Reifenspuren, die er nicht hatte vermeiden können, als er das Unkraut vom Eingangstor bis zu seinem Unterschlupf niedergewalzt hatte. Ohne auf Karl zu achten, der noch immer besinnungslos auf der Pritsche lag, rannte Marius aus dem Gebäude, um die Spuren zu verwischen und den Wagen irgendwie zu tarnen, bevor die Leute in dem Hubschrauber ihn entdecken konnten. Noch war das charakteristische Geräusch der Rotorblätter weit entfernt, aber Marius ahnte, dass die Polizei jeden Quadratmeter in einem Radius von etlichen Kilometern aus der Luft absuchen würde. Die Spuren, die der Renault in das Unkraut gedrückt hatte, konnte er unmöglich tarnen. Also machte er aus der Not eine Tugend, stieg in den zerbeulten Kombi und startete den Motor. Wie ein verrückt gewordener Fahranfänger stieß er mit dem Wagen vor und zurück. Er drehte Kreise mit dem Wagen, wendete und walzte so das Unkraut um das Haus herum nieder. Er hoffte, dass aus der Luft nun keine einzelne Spur mehr zu erkennen sein würde, sondern einfach eine Stelle, an der großflächig das Unkraut niedergedrückt worden war. Er rangierte den Wagen so dicht an das Gebäude wie möglich und stapelte alte, halb vermoderte Bretter auf das Dach und die Motorhaube des Autos. Er fand einige Euro-Paletten, die er rund um den Renault herum aufstellte. Er fragte sich, wie viele Dinge er bei der Planung noch übersehen hatte, und welche davon ihm zum Verhängnis werden könnten. Marius wurde bewusst, dass nun der gesamte Polizeiapparat hinter ihm her war. Er hatte hier nicht irgendeinen reichen Mann entführt. Er hatte Karl Grothner entführt, und man würde ihn jagen, bis zur Hölle und zurück. Alleine schon wegen des Toten, den es bereits gegeben hatte. Marius drängte die Gedanken an den Chauffeur zurück und betrat rasch wieder das flache Gebäude, um nach seinem Opfer zu sehen. Das Geräusch des Hubschraubers kam näher. Könnte sein, dass das Ganze schon in einer Stunde zu Ende war, sollten die Piloten Verdacht schöpfen und das Bodenpersonal herbeordern. Marius blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen.

Правообладателям