Читать книгу Mörderisches Bayreuth. Ein Franken-Krimi онлайн
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Sie würden Laila wohl bitten müssen, nicht auf eine termingerechte Auszahlung ihres Erbanteils zu bestehen. Doch wie lange Laila noch darauf warten würde, das konnten weder Manfred noch Günther oder Karl abschätzen. Auch der Finanzdirektor traute sich nicht, die Reaktion seiner Halbschwester vorauszusagen, zumal er ihr aktuell keinen alternativen Auszahlungstermin nach ihrem 28. Geburtstag in Aussicht stellen konnte. Zu lebendig waren die Zeiten. Erst kürzlich hatte im Norden der Stadt ein neues Sporthotel eröffnet und versprach harten Wettbewerb. Die Konkurrenz schlief nicht. Jeder wollte am süßen Kuchen der Bayreuther Festspiele partizipieren, wollte seinen Teil an den gutbetuchten Promis und Wagnerfans, die in die Stadt kamen und mit ihrem Geld nur so um sich schmissen.
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Laila studierte an der Universität Bayreuth Geoökologie und Umweltnaturwissenschaften, stand kurz vor dem Ende des achten Semesters und damit auch ihres Studienganges. Mit 27 Jahren war sie nicht gerade eine der jüngsten Studentinnen. Das störte Laila aber nicht, betrachtete sie sich selbst doch als „Spätzünder“: Mit dem Abi frisch in der Tasche hatte sie keine große Lust auf ein Studium verspürt. Wie viele andere in ihrem Alter wollte sie damals schnell Geld verdienen und hatte bei der örtlichen Sparkasse eine zweieinhalbjährige Ausbildung zur Bankkauffrau gestartet. Als sie damit fertig war, wusste sie, was es bedeutete, den ganzen Tag am Schalter zu stehen und unfreundliche Kunden zu bedienen. Das war nicht ihr Ding. Zwischenzeitlich hatte sie außerdem eine neue Leidenschaft entdeckt – die Natur. Sie war dem Bündnis 90 / Die Grünen beigetreten und hatte sich zu einer energischen Verfechterin des Umweltschutzes entwickelt. Auf kommunalpolitischer Ebene setzte sie sich für die Einhaltung der Klimaziele ein, sie organisierte gewaltfreie Demonstrationen gegen die Jagd auf Wale, lud gemeinsam mit Parteifreunden zu Diskussionsabenden ein, bei denen es um die Klimaerwärmung und eine saubere Umwelt ging, und verfasste Flyer, wenn mal wieder die eine oder andere Kommunalwahl vor der Tür stand. Ein entsprechendes Studium schien mit einem Mal der perfekte Weg für sie. Laila sprühte vor Ehrgeiz.