Читать книгу Tatort Gemeindebau. 13 Kriminalgeschichten aus Wien онлайн
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In unserem friedlichen Bezirk ereignen sich zwar immer wieder Morde, es gibt dafür aber hinreichende Erklärungen. Die meisten spielen sich im Familienkreis ab und sind Produkte drückenden Geldmangels oder häuslicher Meinungsverschiedenheiten über die Schärfe eines Gulaschs. Manchmal wird auch das Erscheinen neuer Sexualpartner in abgestorbenen Beziehungen durch klassische Eifersuchtsmorde quittiert. Erweiterte Suizide kommen bei uns selten vor, auch die Unterweltler im Bezirk haben Manieren und Herzensbildung.
Vor den geschilderten Gewalttaten verzeichneten wir Morde im Milieu von Berufsspielern, illegalen Waffenhändlern aus dem Kaukasus und dem ehemaligen Jugoslawien sowie der florierenden Geheimprostitution. So erwischte den »schönen Rudolf«, einen Stoßspieler und Peitscherlbub von Rang, auf dem Nachhauseweg in den Gemeindebau ein Messer. Ein Beziehungsstreit zwischen einer älteren Prostituierten und ihrem Zuhälter fand in der Brünner Straße sein Ende, als der Mann vor einer Ampel anhielt, eine Pumpgun aus dem Kofferraum des Fünfhunderter Mercedes holte und seine Mitarbeiterin durch das Seitenfenster erschoss. Dann setzte der Mann sich auf den Fahrersitz und schoss sich den Kopf vom Rumpf. All das waren bedauerliche Zwischenfälle, das soziale Leben im Grätzel vermochten sie aber nicht zu stören. Man wusste vom jeweiligen Hintergrund der Bluttaten und fühlte sich, da nicht betroffen, in Sicherheit. Einzig der Mord an einem Tankwart hatte in den Neunzigerjahren für Beunruhigung in den Gemeindebauten gesorgt. Es war damals die Zeit nach dem Kollaps der sozialistischen Staaten und man vermutete, dass ein Durchreisender seinen Geldbedarf auf diese Weise gedeckt hatte.