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Lola Schrader setzte sich hinter einen Tisch mit Lämpchen und Wasserglas. Den Haarvorhang hatte sie noch halb zugezogen. Ihr rot geschminkter Mund konnte nicht stillhalten und erzeugte Grübchen in den Backen. Sie schluckte. Auf einmal grinsten wir uns an. Es war nicht ihre erste Lesung, aber die erste, bei der sie selbst hinter dem Tisch mit dem Wasserglas saß. Bisher hatte sie Autoren, die dort saßen, für berühmte Persönlichkeiten gehalten. Nun erkannte sie, dass es eine Lüge war.

Für mich war es auch nicht die erste Lesung, bei der ich im Publikum gesessen hatte, immer im Auftrag einer Zeitung. An Christa Wolf noch vor der Wende bei Wittwer erinnerte ich mich, dem damals einzigen Buchkaufhaus von Stuttgart, eine Betonsünde am Schlossplatz, von der inzwischen ein gläserner Museumswürfel ablenkt. Die Amazone hatte mich geschickt, weil ich Wolfs Selbstversuch gelesen hatte. Marie – wir hatten auch eine schöne kluge Marie gehabt, die später ihren eigenen Krieg führte4 – hatte mich mit dem germanistischen Vokabular gefüttert. Auf meinem Zettel stand: »Das Identitätsparadigma der klassischen Novelle, vom Scheitern her erzählt. Anspruch der Frauen, von Männern, die sie lieben, als Individuum erkannt zu werden. Männer sind unfähig zu dieser Art von Liebe.« Weshalb die weibliche Versuchsperson das Projekt des Geschlechtertauschs abbricht, entsetzt über den Verlust der Fähigkeit zu lieben. »Patriarchale Dichotomie, in Klammern Zweiteilung, die den Mann als eigentlichen Menschen sieht und die Frau als das andere Geschlecht«, hatte ich mir notiert. »Erst aus der Differenz der Geschlechter entsteht Individualität.«

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