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TAG ZWEI

DAS JAHR 1934 hatte miserabel für Kappe angefangen, es konnte nur besser werden. Zum einen war ihm zu warm. Westeuropa hatte vom ersten Tag des Jahres an fortwährend Wolken und Regen mit Temperaturen über null Grad geschickt. Kappe brauchte im Winter aber Kälte, die in die Ohren biss, Schnee auf den Wegen, Eisschollen auf der Spree und einen Ostwind auf der Jannowitzbrücke, der nur so durchs gusseiserne Geländer pfiff. Statt eines frischen Aprilwetters hatte es weiterhin Schmuddel gegeben, darauf folgte ein regnerischer, stürmischer und zugleich warmer Mai. Fliederblüten im Straßendreck statt an den Zweigen, Schweiß auf der Haut und Regen auf der Jacke.

Das Schmuddelwetter hatte zur Folge, dass Kappes Kreislauf Achterbahn fuhr. Rauf und runter. Er fühlte sich schlapp wie ein nasser Waschlappen.

Zum anderen gab es endlos viel Arbeit. Diese hinderte ihn daran, abends mit Klara am Küchentisch im Lichtkegel des Lampenschirms zu sitzen und ihrer Stimme zu lauschen, die irgendetwas vom Tag erzählte, bis sie abbrach, um sich vollständig auf die Näharbeit zu konzentrieren. Kappe genoss die wenigen Augenblicke der Stille. Dann fühlte er sich wohl, etwa wie ein gutgenährter, aber kurzatmig gewordener, schläfriger Kater.

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