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In dem nach ihm benannten Institut in der Altensteinstraße 40 arbeitete der Oberasssistent Dr. Karl-Heinz Waschinsky. Am liebsten tat er das an Sonn- und Feiertagen, weil ihn dann niemand störte. Unter der Woche verging kaum eine Viertelstunde, in der nicht ein Student, ein Kollege oder eine Sekretärin mit einem Anliegen an die Tür klopfte. Wenn Waschinsky an seiner Habilitationsschrift über die «Euthanasie» im Nationalsozialismus saß, wollte er seine Ruhe haben. Es machte ihn regelrecht krank, wenn er ständig aus seiner Arbeit gerissen wurde, und er hatte einmal gesagt, es ginge ihm wie einem Taucher: Wenn man den aus hundert Metern Tiefe ruckartig nach oben zöge, dann krepiere der auch.

Auf dem Abreißkalender an der Wand leuchte eine rote 4, darüber stand in schwarzer Schrift Sonntag und darunter April. Die Zeit musste er von seiner klobigen Armbanduhr ablesen. «Nach acht schon», murmelte er. «Nach acht schon.» Seine Ärzte hatten ihm erklärt, dass er unter einem komplexen vokalen Tic litt, unter der sogenannten Palilalie, was bedeutete, dass er automatisch die letzten von ihm gesprochenen Worte oder Sätze wiederholte. Man kannte das aus dem Film Feuerzangenbowle, in der ein Oberschulrat unter dieser Auffälligkeit litt. Bei Waschinsky hatte keiner das Leiden abstellen können. Es gab Schlimmeres.

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