Читать книгу Loverboy. Frank-Rothe-Krimi 2 онлайн
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Alina trat vor den großen Wandspiegel und arbeitete an einem verführerischen Lächeln und einem kessen Augenaufschlag. Sie war die geborene Schauspielerin. Und Zascha würde dafür sorgen, dass es bald die ganze Welt erführe.
„Ich liebe dich, Zascha“, murmelte sie.
Sie lauschte ihren Worten nach und lachte zufrieden auf, als sich Lydia in der Leitung meldete, der sie sogleich die Ohren vollquatschte.
Erfurt - zwölf Stunden früher - nachts
Das Arschloch war ihm doch tatsächlich entwischt. Carel konnte nicht fassen, dass ihm das passiert war. So ein Fehler! Seit dem ersten Kontakt mit Zascha versuchte er, an ihm dranzubleiben. Er begleitete ihn zum Abkassieren in die Zimmerbordelle, lungerte mit ihm in diversen Cafés und Bars herum, besuchte Vorstellungen von irgendwelchen Schauspielgruppen, ließ sich sogar zu Schulveranstaltungen mitschleppen, bis er an akutem Schlafmangel litt. Und dennoch schaffte es Zascha immer wieder zu entwischen, und niemand wusste, wo er sich aufhielt.
Auch wenn Zascha die Veranstaltungen nutzte, um Mädchen kennenzulernen – je jünger, desto besser –, nahm Carel ihm das Interesse am Theater ab. Irgendwie blieb Zascha undurchschaubar. Auf der einen Seite teilte er die Mädchen in „verführbar“ und „nicht verführbar“ ein. Er bewertete sie als „gute“ und „schlechte“ Ware, und bewies damit seine abgrundtiefe Bösartigkeit. Auf der anderen Seite hatte er einen Sinn für Kultur, kannte die aufgeführten Stücke, die sie sich gemeinsam ansahen, bis ins kleinste Detail. Anspruchsvolle Bühnenfassungen. Theaterstücke, von denen Carel noch nie gehört hatte. Seitdem Carel im Anschluss an das Desaster mit dem Vergewaltigungsvideo Zascha bis zu dessen Wohnung gefolgt war, um sich zähneknirschend zu entschuldigen, hatte sich sein Boss wieder zutraulich gezeigt und redete mit ihm. Nach der Aussöhnung unter Männern, besiegelt mit einem Bier, waren sie stundenlang herumgefahren. In Gotha hatte Zascha sich ziemlich schnell zu langweilen begonnen, und so waren sie nach Weimar gebrettert. Dort kannte Zascha eine Studentengruppe, die Theater spielte. Sie hatten sich deren neuestes Stück angesehen, das Carel nicht verstanden, Zascha aber zu Begeisterungsstürmen hingerissen hatte. Auf der Rückfahrt hatte Carel Zaschas Ausführungen, wie man das Stück noch hätte spielen oder interpretieren können, stumm über sich ergehen lassen. Er hatte kein Wort davon kapiert. Er hatte doch noch nicht einmal das Stück verstanden, wie hätte er da fähig sein sollen, Zaschas wirre Variationen nachzuvollziehen? Als sie schließlich zurück in Erfurt gewesen waren, hatte ihm Zascha einen Botengang aufgedrückt. Carel hatte alles versucht, diesen Auftrag abzulehnen. Er war sogar so weit gegangen, Zascha in ein Gespräch über Schauspielerei zu verwickeln. Dabei hatte ihm die Angst im Nacken gesessen, dass er sich mit seinem übertriebenen Eifer verraten könnte. Doch Zascha hatte seine Einwände vom Tisch gewischt und die Crystallieferung telefonisch angekündigt. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als ihn allein zu lassen, um zu liefern.