Читать книгу Dr Crime und die Meister der bösen Träume онлайн
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Ich muss gestehen, als ich aufwachte, riss ich als erstes meine linke Hand hoch, um nachzusehen, ob noch alle Nägel dran sind.
Dr Crime:
Es ist vermutlich diese Passage in Leons Aufzeichnungen, die mir den Vorfall aus dem Jahr 1974 mit Roberto in Erinnerung gerufen hat.
Was ich an Leons Traum spannend finde, ist die Stelle mit dem dunkelblauen Textilklebeband. Nur hier wird er in seiner Beschreibung präzise. So funktionieren Träume. Einzelne, letztlich völlig nebensächliche Details werden genau erinnert, während ansonsten nur ein dumpfer Brei aus vagen Eindrücken und Bildern haften bleibt.
Ich halte es deshalb für wahrscheinlich, dass seine Schilderung tatsächlich einen Traum wiedergibt, den er gehabt hat. Es ist in dieser Anfangsphase des Projekts nicht leicht einzuschätzen, was er sich aus welchen Gründen auch immer einfach aus den Fingern saugt und was echte Traumprotokolle sind.
Zum traurigen Rest des Geschreibsels, das Leon in seinen Anfällen ungehemmter, ungebremster Logorrhoe in die Tasten hämmert, habe ich schon an früherer Stelle angemerkt, dass er ein hoffnungsloser Fall ist. Leon gehört zu den Persönlichkeiten, die sich nicht scheuen, ihr charakterliches Versagen immer wieder aufs Neue unter Beweis zu stellen. Ich neige nicht zu dem Betroffenheitskitsch, der als Fremdschämen bezeichnet wird. Wegen mir darf sich jeder selbst zum Trottel machen, als unverbesserliche Dumpfbacke präsentieren und mit eiserner Penetranz die Rolle des Hampelmanns zum Besten geben. Deshalb kümmert mich auch sein pubertär-anmaßendes Verhalten nicht wirklich. Ich spreche – unschwer zu erraten – von seiner nicht zu unterbietenden Art, Frauen anzumachen und freue mich über die wohl verdiente Abfuhr, die er dabei erhält. Nur schwant mir allmählich, warum der Meister, als ich ihm die ersten Probanden der Testreihe virtuell vorstellte, antwortete: „Leon is propably the best choice of all.“