Читать книгу Heißes Geld. Der 22. Kappe-Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1952) онлайн
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Aus dem Zimmer des stellvertretenden Chefredakteurs drangen streitende Stimmen. «Wir werden dem Gegner keine Steilvorlage liefern!», dröhnte er. «Eine solche Meldung geht nicht über meinen Tisch!» Worauf jemand sarkastisch anmerkte, dass den Hörern bei dieser Zurückhaltung nichts anderes übrigbleibe, als sich beim RIAS über die Unterbrechung des Telefonnetzes zu informieren. Das war Hünicke, ein junger Bursche mit einer frechen Schnauze, dem der Chef sofort lautstark über den Mund fuhr: «Darüber unterhalten wir uns an anderer Stelle! Einer wie du braucht einen alten Genossen wie mich nicht über die Rolle des RIAS aufzuklären!»
Die Drohung des «alten Genossen» von knapp dreißig Jahren überraschte Hildegund nicht. Jeder wusste, dass der von den Amerikanern bezahlte Rundfunk aus dem amerikanischen Sektor hier im Haus als rotes Tuch galt. Die Erwähnung des Feindsenders war – wenn überhaupt – nur unter Beifügung saftiger Vokabeln üblich. Und dass der Telefonverkehr zwischen Ost und West seit Dienstag unterbrochen war, musste inzwischen auch der Letzte mitgekriegt haben.