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Kaputte Boote werden hier sich selbst und den Gezeiten überlassen.

Die vielen Muscheln, die hier angespült werden, lenken uns ein bisschen ab und wir entscheiden uns zu einer kurzen Rast. Peter trägt unterschiedliche ehemalige Meerestierbehausungen zusammen und beginnt, damit Türme, Männchen und Fantasiebilder zu legen. Normalerweise sind wir nach einer Pause sehr gut ausgeruht und konnten Kraft für die nächste Etappe sammeln, aber heute schleppen wir uns nur mühsam weiter. Als wir endlich nach einer gefühlten Ewigkeit – und nach über zwei Kilo­metern in der realen Welt – am Ende des Strandes angelangt sind, finden wir nicht hinaus. Google Maps zeigt einen Weg, den es faktisch nicht gibt, und uns und die Straße trennt ein recht hoher Hügel. Ein ein­ziges Pärchen sonnt sich am Strand, aber da es dort so liegt, wie Gott es schuf, haben wir doch gewisse Berührungsängste und trauen uns nicht so richtig nach dem Weg zu fragen. Also laufen wir querfeldein und plötzlich taucht wie aus dem nichts ein Wegweiser des SWCP auf. Die Erleichterung ist groß, doch zwischen uns und unserem Quartier für die Nacht liegen immer noch gut vier Kilometer. Mittlerweile kommen wir an einem Parkplatz vorbei, von wo aus hier immer wieder Autos hin und her fahren, vielleicht würde jemand aufhalten, wenn wir nur leidend genug aussehen. Irgendwie vermitteln wir aber wohl das Bild, dass wir wandern WOLLEN, und so erbarmt sich keiner und bietet uns eine Fahrgelegenheit an. Allerdings könnte uns von hier aus auch ein Taxi holen, das würde gehen. Im Reiseführer steht sogar eine Empfehlung drin. Ich muss zugeben, dass die Versuchung noch nie so groß war wie genau in diesem einen Augenblick, aber dann denke ich wieder daran, dass ich Meilenpaten für genau diese Strecke habe und dass ich versprochen habe, die Meilen extra für sie zu gehen. Also schnalle ich den Rucksack, den ich zuvor achtlos ins Gras geschmissen habe, wieder auf den Rücken und weiter geht’s. „Durchhalten, geht schon noch, ist ja nicht mehr so lange“, motiviere ich mich selbst und versuche, die letzten Meilen zwischen dem Ästuar auf der einen Seite und dem trockengelegten Marschland auf der anderen doch noch ein bisschen zu genießen. Je näher die Stadt kommt, desto einfacher wird es wieder und so sind wir eine knappe Stunde später endlich beim Tesco Superstore. Wir entscheiden uns für einen sehr tiefen Einkaufswagen, nicht weil wir vor­haben, so viel einzukaufen, aber weil hier unsere Rucksäcke sehr gut ­hineinpassen und wir endlich unsere Rücken erlösen können. Zugegeben, wir sind die einzigen, die den Einkaufswagen dafür zweckentfremden, und ein paar Leute schauen uns schon irgendwie komisch an, aber wen interessiert’s? Das Heikle an der Sache ist, dass sich der Rücken plötzlich so leicht anfühlt und man dann mehr kauft, als eigentlich für den Abend nötig wäre. Nach dem Bezahlen wiegt jeder Rucksack um mindestens vier Kilo mehr und wir haben noch eine knappe Meile zu unserem B&B.

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