Читать книгу Schritt für Schritt – Unterwegs am South West Coast Path онлайн
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Doch so verletzend das Verhalten der Gesellschaft auch war, es konnte keine Kehrtwende in meinem Lebensstil herbeiführen. Im Gegenteil, wenn ich traurig oder überfordert war, versuchte ich dies durch ein Glas Nutella oder eine Familienpackung Eis wiedergutzumachen, und die logische Konsequenz daraus war, noch mehr zuzunehmen. Ich habe mich selbst aber nie als so dick betrachtet, wie ich tatsächlich war. Die Eigenbetrugsmaschine arbeitete hervorragend und ich erinnere mich an Selbstgespräche vor dem Spiegel, bei denen ich mir versicherte, dass es so schlimm nun wirklich nicht sei. Die Scheuklappen, die ich mir wohl als Bewältigungsstrategie angeeignet hatte, fielen erst Jahre später, als der verklärte Blick auf das „große Ganze“ verschwand und das wahre Ausmaß meines jahrzehntelangen ungesunden Lebensstils auch für mich sichtbar wurde, etwa auf Röntgenbildern, die mir die Knie einer 70-Jährigen bescheinigten, die viel zu lange viel zu viel Last zu tragen hatten.
Wirklich schwierig handzuhaben war die Erkenntnis, dass ich mit Mitte dreißig nur mehr Zuschauerin im Theaterstück meines eigenen Lebens war. Die Kinder mussten alleine im Garten herumtollen und von gesellschaftlichen Gruppenveranstaltungen zog ich mich bewusst zurück, denn zu hoch war die Wahrscheinlichkeit, bei einem Aktivprogramm nur am Spielrand sitzen zu können. Mittlerweile kannte ich selbst kaum mehr jemanden, der noch mehr Kilos auf die Waage brachte als ich, denn selbst in meiner von dickmachenden Genen hervorragend beglückten Familie war ich nun die unbestrittene Nummer eins.