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»Freut mich, ich heisse Christa.«

Die beiden Frauen drückten sich nochmals die Hand.

Christa Vonlanthen war jetzt auf dem Höhepunkt ihrer Nervosität. Das kurze Gespräch mit der Rektorin war zwar eine reine Formalität gewesen, doch jetzt stand ihr die Feuertaufe in der Klasse 4c bevor. Sie hatte eine Namensliste der zwanzig Schülerinnen und Schüler bekommen, aber was sagte die schon aus? Die jungen Leute standen zwei Jahre vor der Matura, sie hatten alle schon ihre eigene Persönlichkeit ausgebildet. Würden sie kooperieren oder sich verweigern, vielleicht gar rebellieren? Sie versuchte, die negativen Gefühle zu verscheuchen, indem sie ihre Notizen für die zwei Lektionen in Deutsch und Englisch nochmals durchging. Gedanken an ihre drei Jahre als Lehrerin am Gymnasium in Thun kamen ihr hoch. Das war doch gar nicht so schwierig gewesen damals! Frisch von der Universität und mit einer grossen Portion Optimismus hatte sie ihre erste Stelle im Berner Oberland angetreten. Kaum zehn Jahre älter als ihre Schüler, hatte sie sich schnell eingelebt und Spass am Unterrichten gefunden. Vor der Geburt ihres ersten Kindes hatte sie dann, nicht zuletzt auf Drängen ihres Mannes, den Schuldienst gekündigt. Und später hatte sie den geplanten Wiedereinstieg ins Gymnasium immer wieder hinausgeschoben und schliesslich ganz aufgegeben. Das war ein Fehler gewesen, wurde ihr jetzt einmal mehr bewusst. Sie spürte ihre Nervosität wieder wachsen. Jetzt war sie keine junge, unbekümmerte Lehrerin mehr, sondern eine fünfzigjährige Frau, die Angst davor hatte, wieder vor eine Klasse zu treten… Sie ging nochmals auf die Toilette, stieg dann in die zweite Etage hoch und drückte mutig die Türklinke zum Klassenzimmer der 4c.

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