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Um Mitternacht hatten sich seine Chips nahezu verdoppelt – ein ganz neues Gefühl für ihn. Ein Rausch, als hätte er all die Drinks in sich hineingeschüttet, die an ihm vorbeigezogen waren. Keine Spur vom Kater, der sich sonst um diese Zeit bemerkbar machte. Heute bezwang er die Spielbank. Er war stark wie ein Drache. Aufhören kam nicht infrage. Samstag war der übliche Tag fürs Roulette, aber warum sollte er warten? Schließlich war es seit zehn Minuten Samstag. Er näherte sich den langen, grünen Tischen, als ihn eine samtweiche Stimme in seinem Rücken ansprach:

»Sie haben großes Glück heute Abend, Dr. Chen.«

Verblüfft drehte er sich um. Die Stimme gehörte einer zierlichen jungen Frau, die ihn freudig und auffordernd anlächelte, als wären sie alte Bekannte. Ihr schlanker, betont sportlicher Körper steckte in einem hoch geschlitzten blutroten Seiden-Cheongsam mit aufgestickten goldenen Drachenmotiven. Das Kleid allein sah teurer aus als der ansehnliche Berg Chips den er in seiner Tasche trug. Ihr rabenschwarz glänzendes Haar hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr bis fast zum Po hinunter reichte. Die Erscheinung verunsicherte ihn zutiefst. Er konnte sie nicht einordnen. Sie passte in keine seiner bekannten Kategorien. Garderobe und Goldschmuck deuteten auf eine der Neureichen, für die er nicht sonderlich viel übrig hatte. Der schlanke Körper aber entpuppte sich auf den zweiten Blick als raffiniert verhülltes Muskelpaket einer Spitzenturnerin. Vollends verwirrte ihn das Gesicht der Frau. Sanfte, sinnliche Lippen, tadellos geschminkt in der Farbe des Kleides, strahlend weiße Zähne, die nicht die kleinste Unregelmäßigkeit zeigten, aber nachtschwarze, undurchdringliche Augen, die ihn auf der Stelle festnagelten und beinahe in die Knie zwangen, als hätte sie ihn im Würgegriff. Er schnappte nach Luft, bevor er mit heiserer Stimme fragte:

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