Читать книгу Vom Glück der frühen Jahre. Erzählung einer Kindheit in den fünfziger Jahren, Geschichten aus einer glücklichen Kindheit, Kultur und Gesellschaft in den fünfziger Jahren, Zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder онлайн
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So richtig viele Onkel und Tanten hatte ich nicht. Aber die wenigen Onkel und Tanten, die es gab, hatten es wirklich in sich.
Der Bruder meines Vaters und der älteste Bruder meiner Mutter waren, hätte man sie direkt miteinander verglichen, so grundverschieden, verschiedener konnten Menschen eigentlich nicht sein.
Onkel Erich, der von der mütterlichen Seite, war von meinen Eltern zu meinem Patenonkel bestimmt worden. Der Lieblingsbruder meiner Mutter war leider im Krieg gestorben und da war dann nur der Erich übrig. Nicht, dass ich etwas gegen ihn gehabt hätte. Er war lustig, lieb und nett, aber als Patenonkel hatte er, wie meine Mutter es passend mit einem alten Spruch beschrieb ‚nicht gerade die Spendierhosen an‘. Ich kann mich daher nicht an besondere Geschenke zu meinem Geburtstag oder zu Weihnachten erinnern. Das einzige, an was ich mich erinnern kann, war ein Kinderbademantel mit bunten Längsstreifen. Das war sicherlich nett gedacht und ein durchaus praktisches Geschenk, aber halt nur praktisch und nicht wirklich das, was man sich als Sechsjähriger von seinem Onkel gewünscht hätte. So erinnere ich mich bei dem Stichwort Patenonkel nur an diesen gestreiften Bademantel, der außerdem nach den ersten Wäschen langsam seine Größe verlor.