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»Thymoglobulin statt ›Prograf‹?«
»Nein, die beiden ergänzen sich. Thymoglobulin wird verwendet, um akute Abwehrreaktionen zu verhindern. Es tötet T-Lymphozyten, weiße Blutkörperchen. Die Behandlung ist sehr heikel, da sich der Patient extrem leicht infizieren kann, weil sein Abwehrsystem nicht mehr funktioniert. Daher die schwere Lungenentzündung. Die Thymoglobulin-Therapie findet deshalb praktisch ausschließlich in keimfreien Klinikräumen statt.«
»Herzlichen Dank, Doctor. Sie haben mir sehr geholfen.«
Sie legte auf, bevor die Pathologin doch noch mehr Zeit für sie erübrigen konnte.
»Neues von Mad Barclay?«, fragte Ron grinsend.
»Allerdings. Unser Container muss mit ziemlicher Sicherheit auch eine moderne Klinik sein.«
Kapitel 3
South Kensington, London
Wieder hörte Chris das ungewohnte Geräusch. Mit geschlossenen Augen drehte sie sich auf den Rücken. Es war Samstagmorgen. Gab es einen Grund, die Augen aufzuschlagen? Das hartnäckige Geräusch. Sie blinzelte. Es war düster im Zimmer. Die weiße Decke wirkte alt und grau. Das Geräusch kam vom Fenster. Ein steifer Wind schmetterte schwere Tropfen an die Scheibe. Das Trommeln hatte sie geweckt. Mürrisch schaute sie auf die Uhr und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Schon nach neun. Sie erinnerte sich plötzlich wieder an den Grund für das Aufstehen am freien Samstag. Die Gründe, um genau zu sein. Während der hektischen ersten Woche beim Yard war so ziemlich alles Private liegen geblieben. Morgens vor sieben ohne Frühstück aus dem Haus, nachts kaum vor Mitternacht ins Bett, todmüde und doch den Kopf voll neuer Eindrücke, Theorien und Zweifel, die sie lange nicht einschlafen ließen. Ihr neues Leben in der City war geprägt von einem eklatanten Mangel an Zeit. Das Apartment brauchte dringend eine Putzfrau, obwohl sie es kaum benutzte. Die Umzugskartons in Flur und Wohnzimmer blickten sie mit jedem Tag vorwurfsvoller an. Sie war weit davon entfernt, den Rhythmus zu finden, den man hier brauchte, um längere Zeit unbeschadet zu überleben. Sie hatte nicht einmal ihre Dreizimmerwohnung im Griff, geschweige denn ihr gesellschaftliches Leben.