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Oxford, UK
Als Chris in Oxford auf den Bahnsteig trat, beschlich sie das angenehme Gefühl, nicht nur an einem andern, ruhigeren Ort, sondern auch in einer andern Zeit angekommen zu sein. Eine Zeit, in der irgendwie alles einfacher war, spontan, unverbindlich und doch berechenbar. Sie beschloss, zu Fuß weiterzugehen, noch einmal durch ein paar Straßenzüge zu schlendern, die sie an ihr Studium am ›CRL‹, dem topmodernen Chemical Research Laboratory, erinnerten. Ihre Hand umschloss den Griff des Saxophonkoffers unwillkürlich fester, als sie in die Museum Road unweit des Labs einbog. Hier hatte sich nichts verändert. Das gelbe Haus mit der karminroten Tür am Anfang der Häuserzeile, eines der wenigen ohne Erker, sah genau so frisch gewaschen aus wie damals, als sie es mit den zwei schweren Koffern verlassen hatte. Selbst die dicht gedrängten Fahrräder am Zaun schienen sich nicht bewegt zu haben.
Sie wagte einen Blick hinauf zum niedrigen Sprossenfenster im zweiten Stock. Ihr Schlafzimmer. Nicht gerade ein Hort der Tugend damals, in ihrer Zeit mit Marcus. Der Kindskopf hätte beinahe ihren Rauswurf provoziert. Kurz und stürmisch war ihre Affäre. Die Letzte übrigens, wie sie mit einem leisen Seufzer feststellte. Mit einem Urknall hatte sie begonnen, mit einem lapidaren »Hat Spaß gemacht« in der Cafeteria geendet. Warum war sie auf den Frauenschwarm hereingefallen wie die andern Tussis? Und warum stellte sie sich jetzt diese Frage? Sie verließ die Straße der Erinnerungen eilig. Erst unter den Platanen der St. Giles Street verlangsamte sie ihre Schritte.