Читать книгу Das Konzerthaus. Kriminalroman онлайн
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Heute war es anders.
Nora zeigte ihren Dienstausweis, fragte, ob sie Lotta Kardinal sprechen könne, und erklomm die Treppenstufen des Lokals.
Lotta Kardinal stand hinter dem Tresen, lächelte den einzigen Gast freundlich an, während sie ihm eine Zigarette anzündete. Geschäftig und flink drehte sie sich zu der schummrig beleuchteten Bar, nahm eine Flasche Wodka aus dem verspiegelten Regal und begann, den bestellten „Sex on the beach“ zu mixen. Ihr blonder, lockiger, zu einem Pferdeschwanz gebundener Zopf sprang dabei hin und her. Sie maß 1,70 Meter, hatte eine sportliche Figur, warme, freundliche blaue Augen und eine kleine Nase. Jedoch hatten sich um ihre Mundwinkel bereits tiefe Falten gesammelt, die ihrem Gesicht insgesamt etwas Hartes, Unnahbares gaben. Lotta trug ein schneeweißes Hemd mit einer Fliege, eine schwarze Weste, und um die schwarze Hose hatte sie eine gestärkte weiße Schürze gebunden. Mit beiden Händen und ausgestellten Ellenbogen schüttelte sie den kühlen Cocktailshaker in fließenden Bewegungen schwungvoll nach oben und unten. Währenddessen blickte sie in den Barspiegel, und das Rascheln der kleinen Eisstücke endete abrupt, als Nora Kardinal den Barbereich betrat. Lotta erkannte ihre Schwester sofort. Es war still im Lokal, denn im Hintergrund lief nur leise Musik. Lotta spürte ihr pumpendes Herz. Adrenalin spülte durch ihr Blut, ihr wurde heiß, und ihr Magen rebellierte. Er fühlte sich an, als würde er sich stetig mit einer heißen, flüssigen Lauge füllen und jeden Moment überlaufen, wie ein vergessenes Tiegelchen in einer Alchemistenküche, welches mit einer gluckernden, brodelnden Substanz gefüllt war, die jeden Moment über den Rand zu schwappen drohte. Ihrem Impuls, aus dem Lokal zu fliehen, gab sie nicht nach. Das war keine Option.