Читать книгу Böse Affen. Kriminalroman онлайн
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Der kalte Tag war noch kälterer Dunkelheit gewichen, und das mit der Frischluft erwies sich als Illusion. Irgendwo musste eine Straße gesperrt worden und eine Umleitung eingerichtet worden sein; oder es lag an den vielen Messezulieferern, die unterwegs waren, dass an diesem Sonntagabend ein |17|Betrieb herrschte wie sonst im schlimmsten Feierabendverkehr. Die Autoabgase waberten wie Theaternebel über die Karlsruher Straße. Leo beschleunigte ihr Tempo. Nicht lange, und sie sah die von Scheinwerfern angestrahlte Pagode des buddhistischen Klosters. Der Turm aus aufeinandergestapelten Stockwerken, jedes mit einem eigenen geschwungenen Dach, war ein exotischer Anblick im Gewerbegebiet zwischen Wülfeler Güterbahnhof und den hässlichen Hochhäusern von Mittelfeld. Dem Tempelgelände genau gegenüber leuchteten die gelben und roten Neonschriftzüge eines Supermarktes. Leo hielt in der Einfahrt zum Parkplatz.
Da sie schon mal hier war, konnte sie nachsehen, ob sie Su Jing antreffen würde. Mit der jungen Chinesin verband Leo seit einigen gemeinsam durchgestandenen Abenteuern eine unkomplizierte Freundschaft. Die fröhliche und selbstbewusste junge Frau (noch fröhlicher und selbstbewusster, seit ihr Mann sich wieder nach China abgesetzt hatte) war die angeheiratete Nichte eines Imbissbesitzers namens Wang Li, der im gleichen Haus lebte und den Leo ebenfalls sehr gern hatte. Su Jing hatte ihr Elektrotechnikstudium auf Eis gelegt, half im Imbiss und vergötterte ihr Söhnchen Jian, den kleinen Jadestern, wie sie ihn nannte. In letzter Zeit jedoch fand Leo sie verändert. Ernster war sie geworden, in sich gekehrt, fast schon verschlossen. Immer öfter überließ sie Jian der Obhut der beiden alten Frauen, die mit in Wang Lis Haushalt lebten. Und sie hatte begonnen, das buddhistische Vien Giac Kloster zu besuchen. Vien Giac war ein vietnamesisches Kloster, wie Leo von Su Jing erfahren hatte, das aber von Buddhisten und interessierten Laien aus aller Welt besucht wurde. Es gab Seminare und Führungen, und zweimal am |18|Tag fanden Zeremonien statt. Su Jing versäumte neuerdings kaum eine davon.