Читать книгу Ich geh stiften. In 40 Tagen zu Fuß durch Deutschland – 1.150 Kilometer für mich und einen guten Zweck онлайн
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Auf jeden Fall komme ich wieder in Tritt, passiere ein ehemaliges Bundeswehrgebiet und begegne am frühen Nachmittag plötzlich zwei Damen, welche Schwestern sind und nach dem Mittagessen den Hund Gassi führen. Da wir alle nach Kellinghusen wollen, haben wir dasselbe Ziel. So laufen wir gemeinsam, kommen ins Reden und ich spüre sofort, dass es mir gut tut, nach einigen Tagen der Einsamkeit sich mal wieder auszutauschen. Und es läuft sich auch wieder ganz anders. Die letzten vier Kilometer vergehen quasi im Fluge, was auch am drohenden Gewitter liegen kann. Die jüngere der beiden Schwestern, Susan, fragt mich, ob sie mich mit dem Auto, welches am Ortseingang geparkt ist, mitnehmen kann und wo ich denn schlafen würde. Auf meine Nachfrage nach günstigen Herbergen empfiehlt sie mir eine Radlerherberge und bietet an, mich hinzufahren. Und so komme ich noch vor dem Gewitter mit Starkregen zu einer Übernachtung. Es ist noch ein großes Zimmer frei, Kosten: 23 Euro ohne Frühstück. Eigentlich will ich ja maximal 20 Euro ausgeben, habe aber heute keine Lust, deswegen noch weiterzusuchen. Ich sage zu, mir wird das Zimmer unterm Dach gezeigt, wobei ich aus meinem Bett heraus einen direkten Blick auf ein Storchennest mit insgesamt fünf Bewohnern habe. Ich will gerade meine Sachen auspacken, da bemerke ich, dass ich mein iPad im Auto von Susan habe liegen lassen. Kein Name, keine Telefonnummer, lediglich aus dem Gespräch der Schwestern habe ich erfahren, dass sie in der Gartenstraße wohnt. Ich gehe im Telefonbuch alle Einträge von A-Z durch, keine Gartenstraße. Doch weil heute mein Glückstag ist und Susan meine Retterin des Tages, steht sie nach 15 Minuten vor der Pension und hat meinen digitalen Wanderbegleiter in der Hand. Ich sage ihr, dass ich sie am liebsten umarmen würde, lasse dies mit meinem durchgeschwitzten Shirt und meinem kräftigen Geruch aber lieber sein. Wir lachen herzlich, machen ein gemeinsames Foto, ich bedanke mich herzlich und schon ist sie wieder verschwunden. Da stellt sich natürlich die Frage, wozu ich bei einer solchen Wanderung ein mobiles Endgerät benötige. Aber hier habe ich alle Wanderkarten, Navigationsmöglichkeiten, Foto- und Videofunktionen, soziale Medien, Musik und auch mein Tagebuch in einem Gerät vereint. Bei Verlust wäre ich echt aufgeschmissen.