Читать книгу Der wandernde Krieg - Sergej онлайн
3 страница из 72
ISBN: 978-3-942625-29-6
I see the Future,
Brother: It is Murder
(Leonard Cohen, The Future)
Anderswo …
Als der Morgen dämmerte, stand der Herr des Turmes immer noch auf den Zinnen. Er sah, wie die Sonne über dem Schlachtfeld aufstieg. Wieder einmal. Dort waren der Fluss und die Gräben, die Maschinen und die Soldaten, die Feuer und das Blut. Mitten im Fluss lag, halb im Schlamm versunken, eine gewaltige Kriegsmaschine, wie eine große Galeere auf Raupen. Sie brannte, einige Gestalten klebten tot oder halbtot an den Türmen und der Reling. Die großen Zwillingsgeschütze ragten sinnlos in den Himmel, aber zu ihrer Zeit hatten sie Tod und Verderben über den Fluss gespien. Alles hier spie den Tod oder war tot. Er versuchte aus Gewohnheit zu sehen, zu welcher Seite die Kriegsmaschine gehörte, Weiß oder Rot, aber es war nicht zu erkennen. Die Hoheitszeichen waren verbrannt. Sie war von der weißen Seite über den Fluss gekommen, aber bei dem ständigen Hin und Her, den Angriffen und Gegenangriffen, den Spähgängen und Beutezügen, den Überfällen und der Flucht, konnte sie genauso gut der roten Seite angehören. Seiner Seite. Es war egal. Es sah alles aus wie immer. All die Pläne, die Strategien und Taktiken. Mal brannte dieses Feld, mal jenes, mal kamen sie bis an den Turm, mal wurden sie bis weit über den Fluss hinweg getrieben, aber letztlich endete es immer hier, in den Gräben. Es war endlos und verheerend, und wenn irgendwann die hohen Meister sehen würden, dass dieses Ringen hier sinnlos war, so würden sie voll Hoffnung das Schlachtfeld wechseln. Wie seit ewigen Zeiten. Ein endloser, wandernder Krieg.