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Sören entdeckte die wartende Frau auf dem Bahnsteig sofort. Sie hatte schulterlange graue Haare, trug eine schwarzrandige Brille und einen beigefarbenen Blazer über einer blauen Jeans und erinnerte ihn mit ihren dunklen, buschigen Augenbrauen und dem leicht südländischen Einschlag irgendwie an die Krimiautorin Donna Leon. Sie kam lächelnd auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. »Hallo Sören, schön, dass du da bist.«

»Hallo.«

Er fühlte sich überrumpelt, empfand sogar einen gewissen Widerwillen gegen diese wildfremde Frau, die ihn drückte, als wäre sie eine alte Bekannte. Aber er wagte es nicht, die vertrauliche Geste zurückzuweisen. Wozu auch?

»Ich würde mich freuen, wenn du Sabine zu mir sagen würdest. Bitte nicht ›Tante Sabine‹.«

»Okay.«

»Wie war die Fahrt?«

»Gut, schöne Landschaft.«

»Bei dem tollen Wetter ist es natürlich besonders schön, vielleicht können wir ja nachher noch mal einen Spaziergang machen.«

»Okay.«

Sören ließ sich von seiner Tante zu ihrem blauen Peugeot schleusen. Sie legte ihm den Arm um die Schulter, sodass er ihr Parfüm riechen konnte. Es kam ihm merkwürdig vor, dass diese Frau, die er noch nie gesehen hatte, ihn wie einen alten Freund behandelte. Doch er ließ es geschehen, war dankbar, keine Entscheidungen treffen zu müssen, genoss die Wärme und Herzlichkeit, die ihm diese elegante Frau entgegenbrachte, sogar ein wenig. Gern hätte er Fragen gestellt, zumindest etwas Geistreiches gesagt. Aber dazu war er viel zu aufgeregt. Sein Pulsschlag beschleunigte sich noch, als Sabine ihm ankündigte, dass sein Vater ihn in ihrem Haus erwarte. »Er wäre auch gern mit zum Bahnhof gekommen. Aber er hatte Angst, dass ihn da einer erkennt … . Na ja, kannst dir schon denken …«

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