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Eine schwarz umhüllte Frau springt aufgeregt heraus. Oh nein, nicht noch so was, stöhnt es durch mein Hirn. Ob das physikalische Gesetz, dass da, wo ein Körper ist, kein anderer sein kann, in Teheran seine Gültigkeit verloren hat? Was heißt, wenn Leo an einer Kreuzung steht, kein weißer Flitzer vorbei flutschen kann, als sei er aus Luft oder Schaumstoff. Mit dem Gedanken des griechischen Philosophen Heraklit „Alles fließt“ könnte ich ja mitgehen. Doch auch dieser Satz wird augenscheinlich seiner sichtbaren Wirkung enthoben. Hier fließt es nicht, hier stockt es und das nun schon seit Stunden. Auf eine Diskussion voller Sprachbarrieren mit der Polizei und der aufgebrachten Fahrerin haben wir momentan so gar keine Lust. Doch erspart bleibt sie uns deshalb nicht. Ob Ramin noch auf uns wartet oder längst das Weite gesucht hat? Vor zwei Stunden schon war die vereinbarte Zeit verstrichen. Er ist unsere einzige Verbindung in der Stadt, in der es für uns mit Leo keinen Platz zu geben scheint.

Doch wie hat es unser Schicksal auch heute mit uns gemeint? Gut! Aus dem Lautsprecher des Navis vernehmen wir fassungslos die Worte: Sie haben ihr Ziel erreicht. Und tatsächlich, steht da ein Mann, in unsere Richtung winkend, mitten im Kreisverkehr. Ramin. Er ist tatsächlich da. Seine fröhlichen Augen und die wehenden grauen langen Locken zeugen schon jetzt von einem Humor, den ich wenig später lieben werde. Ramin ist Optimist, Weltverbesserer und ein herzensguter Mensch. Interessiert scheint er an allem und jedem. Wie es für ihn funktioniert, als Journalist frei zu denken und vor allem sein Gedachtes auch veröffentlicht zu bekommen, das weiß ich nicht. Doch eines kann ich sehen. Bei allem, was schwer ist an seinem Leben. Mut, Neugier und einen ganzen Sack voller Lebendigkeit, die wippen locker auf Ramins Locken herum. Koste es, was es wolle.

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