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Atil scheint Ali am Telefon von unserem Kochprojekt erzählt zu haben. Doch wie nun weiter in unserer stummen Konversation? Alis Frau Cimen bereitet uns Tee, den ich wegen seiner Stärke nach dem vierten Glas zitternd ruhen lasse. Ihr kleines Kind wacht auf, beschaut die so anders aussehenden Besucher. Wieder eine Erkenntnis für mich. Überall wollen die Menschen einfach nur in Frieden ihr Familienglück leben. Wollen sehen, wie ihre Kinder aufwachsen, in der Hoffnung, dass es ein gutes Leben ist, in welches sie die Kleinen hineingebären.

Das Buch mit den Bildern unserer Familie hilft uns in dem sprachlosen Moment weiter. Zu zeigen, wer die eigenen Kinder sind, die Eltern und nahen Verwandten. Dieses Blättern zwischen den Seiten unserer Liebsten ist ein erster Brückenpfeiler des Vertrauens. Zwei weitere Asse haben wir noch im Ärmel. Da wäre zum einen unser Erklärbär-Text, der in jeder Sprache unserer geplanten Reiseländer erzählt, wer wir sind und warum wir mit den Menschen kochen wollen. Den Text lesen Ali und Cimen aufmerksam. Gleich darauf hebt sich ihr Blick und sie lächeln. Ein wenig mehr scheint nun klar zu sein. Doch was zu tun ist, bleibt weiter offen. Also Zeit für unser letztes Ass. Von unseren ersten Kochabenteuern schnitt Sten jeweils einen Videoclip zusammen. Das ist er, der Schlüssel zum Verstehen. Die bewegten Bilder bewegen Ali und Cimen. Sie freuen sich, ihren Freund Atil aus Kappadokien im Film zu sehen und verstehen, worum es geht. Entlang unseres Wegs mit den Menschen, denen wir begegnen, gemeinsam ihre Lieblingsrezepte zu kochen. Das pure Leben auf der Seidenstraße in unserer heutigen Zeit zusammenzutragen, um es miteinander in Verbindung zu bringen. Aktivität kommt in die Szene. Das Ehepaar berät sich, was sie kochen wollen und welche Zutaten wir hierfür benötigen. Dann geht es los, auch für uns. Vorbei an dem Sandsack-Bunker, hin zum nächsten Fleischer. Bei dem liegen die halben Schafe auf dem Hackklotz. Nun darf man sich das nicht vorstellen wie bei einem Fleischer in Deutschland. Hier geht es wirklich zur Sache. Da ist der Fleischer, was der Name sagt. Und der heißt nicht Herr Wurstscheibenverkäufer. Hier steht das Zerhacken großer Fleischteile im Vordergrund des Geschehens. Obendrein ist sein Laden Sammelstelle der Männer aus der Straße. Ein Tee für jeden, das ist Standard und gehört zum guten Ton. Nun noch zum Gemüsehändler, zwei aus der Angel gehobene Türen weiter. Frisch sieht alles aus. Zumal im Kontrast der klirrenden Ernsthaftigkeit des eisernen Militärstützpunktes. Das gelbe Licht der Glühlampe macht Auberginen noch kräftiger in ihrem Lila und Zucchini leuchtender in ihrem Grün. Zurück an den Herd, natürlich die Gewehrmündungen passierend, nicht ohne Leo zugezwinkert zu haben und uns schon mal unsere sicheren Schlafplätze in seinem Inneren vorstellend, geht es hoch in die Wohnung zum Kochen. Alper ist inzwischen eingetroffen. Ein guter Freund des Hauses, der Englisch spricht. Gekocht wird ganz normal am Herd, gegessen später auf dem Boden. Ein Tuch wird dazu ausgebreitet und festtagstafelgleich gedeckt. Diese Art des gemeinsamen Essens begegnete uns bei der kurdischen Familie in den Bergen zum erste Mal und wird von nun an Begleiter unseres Weges, bis in die Mongolei hinein.

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