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Film


Der gelbe Teppich des Ali Reza.

Mit Meybod haben wir so etwas wie den Mittelpunkt des Irans erreicht. Steckt man gedacht eine Nadel in die Stadt und dreht das Land in einem Kreis drum herum, gibt es keine Unwucht, nichts klappert und beult aus. Das Herz des Irans schlägt in der Wüste. So mein Empfinden. Dabei scheint selbst die Stadt pure Wüste zu sein. Kneife ich inmitten der Altstadt stehend meine Augen zu, ist mir, als stünde ich in Dünen aus Lehm. Das gleißende Licht nimmt den sandfarbenen Gebäuden jede Kontur, nirgends sichtbare Ecken und Kanten. Alles ist umhüllt von einem Schleier purer Sonne. Es ist, als bilde ich mir die Stadt nur ein, als sei sie die Fata Morgana meines Wahns in der glutheißen Hitze des Frühlings. Was wird das erst im Sommer werden? Ich zerfließe fast in meiner Montur aus dunkler Hose, langer, bis zu den Knien reichender Jacke und dem Schal um den Kopf. Die Männer um mich herum haben sich heute für die Version luftiges Kurzarmhemd entschieden. Mir blieb die Qual der Wahl dankenswerter Weise erspart. Die Langvariante, wie an jedem Tag, und fertig. Körperkonturen dürfen bei Frauen nicht sichtbar sein. Geschweige denn Fußknöchel oder freiliegende, dem Licht ausgesetzte Schultern. Dabei liebt meine Haut nichts mehr, als das wohlige Verschmelzen mit dem Sonnenschein.

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