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Viele Jahre – laut Rosegger waren es 15 oder 20 – büßte Bruggraber im Gefängnis Karlau in Graz und wurde 1855 anlässlich der allerhöchsten Entschließung von 7. April 1855 aus Anlaß der erfolgten Entbindung Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth aus der Haft entlassen.
Als er zurück nach Krieglach kam, wurde er von den Nachbarn gemieden und verachtet. Gekränkt suchte er nach einer Möglichkeit, seinen Mitbürgern Schaden zuzufügen. Da erinnerte er sich an eine alte Sage, die er auch von einigen Mithäftlingen gehört hatte. Dieser Fama zufolge könne man mit Herzen von Jungfrauen schwere Unwetter zaubern.
Verwandt mit einem Herzlfresser: Peter Rosegger, 1912
Peter Rosegger berichtete vom Fronleichnamstag 1856, an dem zwei Mädchenleichen in Krieglach im gemeinsamen Grab beerdigt wurden. Die sechsjährige Appolonia Petz, vulgo Schneidersimmerltochter, und die achtjährige Walburga Königshofer, vulgo Grablertochter. Der gestresste Totengräber hatte so viel zu tun, dass er keine Zeit hatte, das Grab gleich im Anschluss zuzuschaufeln und hob sich diese Arbeit für den Abend auf. Als er den Spaten mit Erde befüllte und in die Grube blickte, sah er, dass Hobelspäne, die früher den Toten als Kopfkissen in den Sarg gegeben wurden, außerhalb der Särge verstreut war. Nach näherer Begutachtung entdeckte er, dass die Särge leer waren. Das Volk war in Aufruhr! Am Tag darauf fand ein Bauer im nahegelegenen Gölk die beiden an der Brust geöffneten Leichen, die mit Moos und Heidekraut bedeckt waren. Weitere Untersuchungen ergaben, dass den toten Mädchen Herzen und Teile der Leber entnommen worden waren. Die behördlichen Ermittlungen erbrachten keinerlei Ergebnis. Mathias Bruggraber, alias „Tiger“, soll sein Schweigen erst am Totenbett gebrochen haben. Was er mit den Herzen tatsächlich gemacht hat, ist nicht bekannt.