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- Setzen Sie sich, bitte.
Er hatte sich den Ort der Wahrsagung etwas anders vorgestellt. Auf dem Küchentisch lag ein Stapel Karten und daneben eine einsame, heruntergebrannte Kerze. Es roch nach Knoblauch. Ludwig setzte sich.
- Ist das ihre erste Sitzung dieser Art?- Ja.
Sie lächelte. Sie hatte dunkle Augen. Sie sah älter als auf dem Computer aus, Ludwig schätzte sie auf Mitte Fünfzig. Er mochte ihren Akzent, auch wenn er besser zu einer Seniora gepasst hätte als zu einer Madame. Sie sah aus, wie eine der Zigeunerinnen, die Ludwig und Renate auf ihrer Spanienreise am Strand der Costa del Sol selbstgeflochtene Körbe verkaufen wollten.
- Entspannen Sie sich.- Ich bin entspannt.
Das war eine Lüge. Unzählige Male hatte er mit dem Gedanken gespielt, eine dieser Hellseherinnen aufzusuchen und jedes Mal hatte er den Gedanken beiseite gewischt und sich stattdessen eingeredet, dass das Glück auch ihn finden würde. Dreißig Jahre, nachdem er die Geschichte seines Großvaters zum ersten Mal gehört hatte, saß er tatsächlich am Tisch einer Wahrsagerin. Für einen rational denkenden Menschen wie Ludwig ein Wunder, auch wenn er nicht an Wunder glaubte.